Parteienforscher sehen keine großen Chancen für neue Lucke-Partei

Parteienforscher schätzen die Erfolgschancen der neuen Partei des früheren AfD-Chefs, Bernd Lucke, als gering ein.

Berlin (dts Nachrichtenagentur) - Die Gründung der "Allianz für Fortschritt und Aufbruch" (ALFA) finde "im Wirkungsraum des bisherigen Wählerpotenzials der AfD statt und dürfte kaum neue Wählerschichten erschließen", sagte Everhard Holtmann, Politikwissenschaftler an der Universität Halle, dem "Handelsblatt" (Dienstagsausgabe). Mit jenen Wählern, die von den anderen Parteien abgewandert seien, dürfte das "Abwanderungsreservoir weitgehend ausgeschöpft" sein Die Erfolgsaussichten der neuen Partei seien auch deshalb gering, weil infolge der parteiinternen Machtkämpfe bei der AfD und ihrer Spaltung die bundesweiten Sympathien für die Partei bereits rückläufig seien. "Solange die Deutschen in ihrer großen Mehrheit die allgemeine und persönliche wirtschaftliche Lage und Zukunft des Landes zuversichtlich einschätzen und ebenso mit der amtierenden Regierung zufrieden sind, bleiben die Erfolgsräume für neu gegründete Protestparteien ausgesprochen schmal", so Holtmann.

Der Bremer Parteienforscher Lothar Probst wies auf das Programm der neuen Lucke-Partei hin, das mit Kritik an der Euro-Rettungspolitik und einer etwas moderateren Kritik an der Zuwanderungspolitik als die AfD unter Frauke Petry "wie das aufgewärmte Potpourri aus der Gründungszeit der AfD" klinge. "Alles in allem bleibt ALFA programmatisch aber relativ konturenlos, und so zu tun, als hätte es das Scheitern von Lucke in der AfD nicht gegeben und als könnte man gewissermaßen ohne diese Vorgeschichte einfach wieder am Anfang der AfD anknüpfen und dort weitermachen, halte ich für ziemlich naiv", sagte Probst dem "Handelsblatt". AfD und ALFA träten jetzt als Konkurrenten auf dem Wählermarkt auf, sagte Probst weiter und fügte hinzu: "Dass der Kuchen für beide Parteien groß genug ist, wage ich zu bezweifeln."

Da sei die AfD unter Petry "mit einer dezidiert ins Rechtspopulistische abgleitenden Rhetorik wahrscheinlich besser aufgestellt, um diejenigen einzusammeln, die mit der Zuwanderungspolitik, der Euro-Rettungspolitik und überhaupt mit den anderen Parteien unzufrieden sind."

Meldung der dts Nachrichtenagentur vom 20.07.2015

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