Parteienforscher sieht alle potenziellen SPD-Kandidaten als Kanzler geeignet

Nach Einschätzung des Bonner Parteienforschers Gerd Langguth haben sowohl Sigmar Gabriel als auch Frank-Walter Steinmeier und Peer Steinbrück (alle SPD) das Zeug zur Führung einer Bundesregierung.

Berlin (dts Nachrichtenagentur) - "Alle drei haben Regierungserfahrung, man wird ihnen die Kanzlerkompetenz also nicht absprechen können", sagte der Professor an der Universität Bonn im Interview mit "Handelsblatt-Online". Zwei Jahre bis zu den Wahlen seien allerdings eine lange Zeit, um die Frage zu beantworten, ob die SPD als Partei Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) vom "Regierungsthron" stürzen könne. Viel hänge am Wahlabend von den Konstellationen ab.

Doch, fügte Langguth hinzu: "Ein erneuter Wahlsieg Merkels wird kein leichter Spaziergang." Langguth wies in diesem Zusammenhang auf die wieder erstarkte SPD hin, warnte aber zugleich vor Risiken. "Die SPD wurde zweifelsohne unter Gabriels Führung reanimiert. Bei allem Aufbruch des Parteitages reicht das aber noch nicht, um heute schon sagen zu können, dass sich der politische Wind in Deutschland gedreht hat." So habe Merkel die SPD in Sachen Mindestlohn "im wahrsten Sinne des Wortes entwaffnet", sagte Langguth. "Hier handelte es sich um das einzige Thema, mit dem die SPD Frau Merkel und die CDU vor sich her getrieben hatte."

Jetzt müsse man frage, was heute noch sozialdemokratisch und was das Alleinstellungsmerkmal der Sozialdemokraten sein solle. Überdies sei die SPD prädestiniert für innerparteilichen Streit, "weil sie stärker ideologisiert ist als beispielsweise die CDU", sagte Langguth weiter. Entscheidend werde daher sein, wie die SPD die K-Frage löst.

"Die Tatsache, dass die SPD derzeit drei potentielle Kanzlerkandidaten hat, ist für diese Partei eher positiv, weil das einen Reichtum an kompetenten Personen zeigt", sagte der Parteienforscher. Entscheidend sei aber das Wie der Nominierung. "Vermutlich dürfte der SPD-Kanzlerkandidat ein Jahr vor der Bundestagswahl gewählt werden. Dann hat der offizielle SPD-Kandidat viele Möglichkeiten der Profilierung", sagte Langguth.

Meldung der dts Nachrichtenagentur vom 06.12.2011

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