Pegida: EKD-Ratsvorsitzender warnt vor vorschnellen Etikettierungen

Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, warnt im Zusammenhang mit den jüngsten Pegida-Protesten vor vorschnellen Etikettierungen.

Berlin (dts Nachrichtenagentur) - "Man darf die Leute nicht gleich als Neonazis abtun", sagte Bedford-Strohm in hr-Info. Dies stelle Menschen nur in eine Ecke, der sie sich selbst nicht zugehörig fühlten. Stattdessen müsse man genauer hinschauen, welche Motive hinter den Protesten steckten: "Ich möchte verstehen, warum Menschen bei solchen Demonstrationen mitlaufen", so Bedford-Strohm im Informationsradio des Hessischen Rundfunks.

Allerdings erwartet Bedford-Strohm, dass sich die Demonstranten deutlich abgrenzen gegenüber Fremdenhass und Islamfeindlichkeit: "Es ist dringend nötig, dass diejenigen, die da mitlaufen, sich bewusst werden, vor welchen Karren sie möglicherweise gespannt werden." Alle Dinge, die andere Menschen ausgrenzen würden, könnten nicht akzeptiert werden. Wenn für "Menschenfeindlichkeit" christliche Symbole wie das Kreuz benutzt würden, sei das "ganz bestimmt Missbrauch", so Bedford-Strohm weiter.

Wer den christlichen Glauben lebe, dürfe andere nicht abwerten. Ein Grund für die abwehrende Haltung gegenüber Flüchtlingen sieht der EKD-Ratsvorsitzende in möglichen Versäumnissen der Politik. "Man riskiert, Ängste zu schüren, wenn man unkoordiniert und ohne organisierte Aufnahme mit dem Problem umgeht."

So müssten neuankommende Flüchtlinge zum Teil außerhalb von Unterkünften lagern, viele Asylverfahren dauerten Monate, mitunter Jahre. "Wir brauchen Hunderte zusätzliche Entscheider, die diese Asylanträge bearbeiten. Deshalb fordere ich von der Politik, dass endlich die notwendige Zahl von Entscheidern zur Verfügung gestellt wird."

Meldung der dts Nachrichtenagentur vom 19.12.2014

Zur Startseite