Pharmaindustrie: Handelsabkommen mit Indien in der Kritik

Auf heftige Kritik von der Organisation "Ärzte ohne Grenzen" und der Evangelischen Kirche in Deutschland stößt das geplante Freihandelsabkommen zwischen der EU und Indien.

Berlin (dts Nachrichtenagentur) - Dies berichtet der "Spiegel". Umstritten sind vor allem die von der EU-Kommission geplanten Regelungen im Pharmabereich, die von der Bundesregierung unterstützt werden. Gegenwärtig können indische Produzenten viele Medikamente zügig und kostengünstig als Generika herstellen, wovon etwa auch HIV-Patienten profitieren.

Auf Wunsch der europäischen Pharmaindustrie soll dies erschwert werden, zusätzliche Datenkonvolute werden gefordert, erneute Wirksamkeitsnachweise wären nötig – alles Dinge, die über internationale Abkommen hinausgehen und die Generika-Versorgung in den ärmeren Ländern bremsen würde. Selbst von der EU finanzierte Fonds zur Bekämpfung von Aids, Malaria und Tuberkulose sind auf indische Generika angewiesen. Mit der Regelung, so die Kommission, solle auch Arzneifälschung eingedämmt werden.

Tatsächlich scheint es aber um neue Absatzchancen für die Pharmaindustrie zu gehen: Erst vor kurzem trafen sich dazu die Lobbyisten vom Verband Forschender Arzneimittelhersteller in der hessischen Landesvertretung in Brüssel. Ein Vertreter des Darmstädter Merck-Konzerns referierte über die "Wachstumsperspektiven" auf Märkten wie Indien. Oliver Moldenhauer von Ärzte ohne Grenzen kritisiert das geplante Abkommen: "EU-Kommission und die Bundesregierung setzen die Interessen der Pharmaindustrie höher an als die Gesundheitsversorgung der Menschen in ärmeren Ländern."

Meldung der dts Nachrichtenagentur vom 11.12.2010

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