Piloten schlagen wegen Ozonbelastung in Kabinenluft Alarm

Pilotenvertreter warnen vor der Ozonbelastung in der Atemluft in Flugzeugen.

Berlin (dts Nachrichtenagentur) - In nahezu allen großen Fluggesellschaften sind offenbar ganze Flotten nicht mit so genannten "Ozon-Konvertern" ausgerüstet, die das potenziell gefährliche Gas aus der oberen Atmosphäre in Sauerstoff umwandeln. Das geht aus einer internen Mitteilung der "Pilotenvereinigung Cockpit" (VC) hervor, die der "Welt am Sonntag" und NDR Info vorliegt. Dabei sicherten die Airlines bereits vor fünf Jahren zu, dass alle Flugzeuge kurzfristig mit den Geräten nachgerüstet werden und neu bestellte Maschinen eigentlich alle mit Konvertern bereits ab Werk ausgestattet sein sollten.

Dies sei aber nicht der Fall. "Teilweise komplette Flotten" besäßen "keine Ozon-Konverter", heißt es in dem Schreiben der "Arbeitsgruppe Flugmedizin" vom 21. Juni 2013, das an alle Cockpit-Personalvertretungen deutscher Luftfahrtunternehmen ging. Die Airlines können dem entweder mit dem Einbau der Ozon-Konverter begegnen, oder sie umfliegen die Ozon-Gebiete, für die eine tägliche Voraussagekarte erstellt wird.

Die Piloten-Vertreter der VC betonen, dass es sich bei der Vermeidung von Ozon an Bord "nicht um verhandelbare Nice-to-have Forderungen" handele, sondern um "gesetzliche Anforderungen aus dem Arbeits- und Gesundheitsschutz". Experten äußern sich besorgt über die Tatenlosigkeit der Airlines. Der Präsident des Bundesumweltamtes, Jochen Flasbarth, zeigt wenig Verständnis für die Zurückhaltung der Gesellschaften.

"Die Belastung der Kabinenluft lässt sich mittlerweile unproblematisch unter die Grenzwerte senken. Entsprechende Ozonkonverter sind technisch ausgereift und bei neuen Maschinen ohnehin serienmäßig eingebaut", sagte Flasbarth der "Welt am Sonntag" und NDR Info. VC-Sprecher Jörg Handwerg wirft den Fluggesellschaften vor, Geld sparen zu wollen.

"Ozon-Konverter werden nicht eingebaut, weil - wie man hört - es eben nicht verbindlich vorgeschrieben ist. Und trotz der Bekenntnisse, alles für die Sicherheit und Gesundheit der Passagiere und Besatzungen zu tun: Wenn es dann ans Zahlen geht, dann entscheidet man doch wieder anders", sagte er. Der Verkehrsexperte der Grünen im Bundestag, Markus Tressel, fordert gesetzliche Regelungen zum Einbau der Konverter. Andernfalls bliebe "nur der Schluss, dass der Bundesregierung der kurzfristige wirtschaftliche Erfolg der Airlines wichtiger ist als die Gesundheit der Passagiere und des fliegenden Personals". Die Konverter sind in praktisch alle Langstreckenflugzeuge eingebaut, da der Einflug in den Luftraum der USA ohne die Ozon-Umwandler gar nicht gestattet ist. Das Problem betrifft somit große Teile der bundesdeutschen Kurz- und Mittelstreckenflotte der Typen Boeing 737, der Airbus A320-Familie.

Meldung der dts Nachrichtenagentur vom 13.07.2013

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