Pimco-Manager kritisiert Euro-Rettungskurs der EU

Scharfe Kritik am Euro-Rettungskurs der EU und der Bundesregierung hat der Fondsmanager Andrew Bosomworth, Deutschland-Chef bei Pimco, dem weltweit größten Investor in Staatsanleihen, geübt.

Frankfurt/Main (dts Nachrichtenagentur) - In einem Gespräch mit der Wochenzeitung "Die Zeit" sagte Bosomworth: "Seit Lehman pleite ging, haben wir insbesondere in der Euro-Zone gesehen, dass kaum eine Bank pleite gegangen ist, pleitegehen konnte, sie wurden immer verstaatlicht, und die Verluste wurden sozialisiert." Die Angst vor einer Ausweitung der Finanzkrise sei nicht mehr verständlich, nachdem auch Spanien unter den Rettungsschirm flüchten musste. Die Ansteckung sei "längst passiert", so Bosomworth.

"Ich denke, es ist wichtig, diese Angst jetzt über Bord zu werfen. Ja, eine Bankpleite wird Folgen haben, aber sie werden weniger dramatisch sein, als wenn wir so weitermachen wie bisher und alle Banken retten. Deshalb sage ich: Es ist höchste Zeit, diese Verluste nicht mehr zu sozialisieren, sondern auch an die Kreditgeber und Aktionäre weiterzugeben. Lasst insolvente Banken pleitegehen!", so der Großinvestor. Der Markt könne sonst nicht funktionieren. Der Pimco-Chef forderte eine "europäische Regierungserklärung".

Gebraucht werde "ein glaubwürdiges Konzept, so wie es 1989 den Delors-Bericht gab, der den Weg in die heutige Währungsunion vorzeichnet." Ein solcher Fahrplan für den Weg in eine politische Union, mit gegenseitiger Haftung der Staaten, würde den Investoren Sicherheit geben. "Wir erwarten keinen kostenfreien Weg in die politische Union. Aber wir brauchen ein Ziel", so Bosomworth. Der Finanzmanager warnte vor einem Rückfall in Nationalismus und einer Entwicklung wie in den 1930er Jahren: "Mich beunruhigt die einseitige Angst vor Inflation. Ich halte diese Furcht für überzogen. Hyperinflation wie 1923 wird es nicht mehr geben. Und hoffentlich auch nicht die Deflation der frühen 1930er Jahre. Aber was ist, wenn immer mehr Bürger das Vertrauen in die Währung verlieren? Wenn Sparkonten geplündert werden? Und wenn in immer mehr Ländern der Euro-Zone Nationalisten und Populisten an die Regierung kommen? Ein Rückfall in Nationalismus und Populismus: Das ist derzeit die größte Gefahr."

Meldung der dts Nachrichtenagentur vom 27.06.2012

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