Politiker von SPD, Grünen und FDP kritisieren Sarrazin-Auftritt bei "Günther Jauch"

Politiker von SPD, FDP und den Grünen haben harsche Kritik am Auftritt des umstrittenen Autors Thilo Sarrazin (SPD) in der ARD-Talkshow "Günther Jauch" am Sonntag geübt, in der der ehemalige Bundesbankvorstand mit Ex-Finanzminister Peer Steinbrück (SPD) über sein neues Buch "Europa braucht den Euro nicht" diskutiert.

Berlin (dts Nachrichtenagentur) - "Das ist so schwachsinnig, dass man darüber gar nicht diskutieren sollte. Mit Sarrazin sollte sich niemand mehr in eine Talkshow setzen", sagte Reinhold Robbe, Präsident der Deutsch-Israelischen Gesellschaft und langjähriger SPD-Politiker, der "Bild am Sonntag". Sarrazin setzt laut Vorabdruck den Holocaust und die europäische Währung in Verbindung und wirft den Befürwortern von gemeinsamen europäischen Staatsanleihen vor, sie seien "getrieben von jenem sehr deutschen Reflex, wonach die Buße für Holocaust und Weltkrieg erst endgültig getan ist, wenn wir alle unsere Belange, auch unser Geld, in europäische Hände gelegt haben".

Für die Fraktionsvorsitzende der Grünen im Bundestag, Renate Künast, hat sich Sarrazin damit als Gast in einer ARD-Talkshow disqualifiziert: "Nationalistischer Unsinn von Sarrazin passt nicht zum Bildungsauftrag eines öffentlich-rechtlichen Senders." FDP-Generalsekretär Patrick Döring beklagt: "Sarrazin verknüpft die Frage der historischen Verantwortung Deutschlands unzulässig mit der aktuellen währungspolitischen Debatte. Das hat im öffentlich-rechtlichen Fernsehen nichts zu suchen."

Der grüne Fraktionsvorsitzende Jürgen Trittin bezichtigt Sarrazin des Rechtspopulismus und fordert die Sozialdemokratie indirekt auf, den Buchautor auszuschließen: "Man kann den Holocaust leugnen oder ihn wie Thilo Sarrazin zur Verbreitung antieuropäischer Rechtspopulismen instrumentalisieren. Beides ist gleich unerträglich. Man wundert sich nur, dass Sarrazin mit dieser offen rechten Ideologie immer noch in der SPD sein kann."

Unbeeindruckt von der Kritik zeigte sich Günther Jauch gegenüber "Bild am Sonntag". "Was liegt näher, als Thilo Sarrazins ebenso streitbare wie umstrittene Thesen mit dem Autoren selbst und einem scharfen Kritiker, der überdies auch noch derselben Partei angehört, zu diskutieren?", fragte der Moderator und hoffte auf hohe Einschaltquoten: "Ich freue mich auf dieses politische Streitgespräch zu einem aktuellen Thema, das Millionen Menschen gerade jetzt besonders interessiert."

Meldung der dts Nachrichtenagentur vom 20.05.2012

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