Politikwissenschaftler regt Reform des Kanzlerduells an

Der Politikwissenschaftler Michael Kolkmann von der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg hält das TV-Duell zwischen Kanzlerin Angela Merkel (CDU) und ihrem Herausforderer Peer Steinbrück in seiner jetzigen Form für überholt.

Berlin (dts Nachrichtenagentur) - "Das Duell wird von so rigide festgelegten Regeln beherrscht, dass es sehr schwer sein wird, davon längerfristiger zu profitieren. Da müsste es schon zu einem Aussetzer oder einer Panne eines der Kandidaten kommen, um mit Blick auf die Wahl einen entsprechenden Einfluss auszuüben", sagte Kolkmann "Handelsblatt-Online". Spannender wäre das Duell sicherlich, wenn die Kandidaten sich gegenseitig oder Zuschauer die Kandidaten befragen dürften, sagte Kolkmann weiter.

Auch verhindere die Zahl von vier Moderatoren eine kontroverse Veranstaltung. "Hier müsste es im nächsten Wahlkampf sinnvollerweise zu einer Reform kommen." Kolkmann erwartet, dass Merkel beim Duell am Sonntagabend präsidiabel auftreten und sich nicht zu sehr in parteipolitische Kontroversen hineinziehen lassen werde.

"Steinbrück bräuchte schon einen sehr starken Auftritt, um damit in den letzten Wochen des Wahlkampfes das Ruder noch herumreißen zu können - dafür ist auch der Abstand zur Union in den Umfragen momentan zu groß", sagte der Experte. Es könne daher "höchstens noch darum gehen, sich als relativ starker Partner in eine Große Koalition zu retten oder stark genug zu sein, um im Laufe der Wahlperiode rot-rot-grün unter einem Kanzler Gabriel zu versuchen". Kolkmann rechnet zudem nicht mit einem entscheidenden Einfluss der Syrien-Krise auf den Wahlkampf.

"Krisensituationen wie jetzt etwa im Falle Syriens sind immer eine Stunde der Exekutive, aber ich erwarte nicht, dass das Thema Syrien die Wahl entscheiden oder auch nur stark beeinflussen wird", sagte er. Mit der Entscheidung des britischen Unterhauses gegen einen Militärschlag könnten sich die Europäer in dieser Krise "etwas zurücknehmen und den Amerikanern die Federführung überlassen". Allerdings gab Kolkmann auch zu bedenken, dass der Wahlkampf des einstigen Kanzlers Gerhard Schröder im Jahr 2002 gezeigt habe, wie schnell ein außenpolitisches Thema zu einem entscheidenden Faktor werden könne.

"Aber da Regierungsvertreter eine Beteiligung der Bundeswehr an einem etwaigen Einsatz in Syrien zuletzt ausgeschlossen haben, dürfte sich die Angelegenheit in naher Zukunft zu keinem Bestimmungsfaktor im Wahlkampf entwickeln", so Kolkmann.

Meldung der dts Nachrichtenagentur vom 31.08.2013

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