Politologe fürchtet politische Rückentwicklung der Türkei

Politikwissenschaftler und Türkeiexperte Cemal Karakas von der Hessischen Stiftung für Friedens- und Konfliktforschung befürchtet nach dem erneuten Aufflammen des Konflikts mit den Kurden eine politische Rückentwicklung der Türkei.

Frankfurt/Main (dts Nachrichtenagentur) - Das ironische an der Sache sei, dass gerade die Partei, die sich für die Kurden einsetzte, jetzt durch die Anschläge indirekt angegriffen werde, erklärte der Experte im Deutschlandfunk. "Es wird sich jetzt zeigen, wie weit sie ihre Liberalisierungspolitik wieder zurück fährt, um auch die nationalistischen Stimmen in ihren eigenen Lagern zu bedienen", erklärte der Wissenschaftler. Die Angriffe könnten zudem zu einem Erstarken der türkischen Nationalisten führen.

"Dieser Anschlag ist natürlich Wasser auf die Mühlen der Nationalisten und auch der Gegner einer weiteren Liberalisierung oder Annäherung an die Kurden", betonte Karakas. Die EU könne modernisierend wirken, aber es sei fraglich ob die Türkei dies zulässt. "Dann lautet immer die Gegenantwort von türkischer Seite, ja was wollt ihr denn aus Brüssel, ihr wollt uns ja noch nicht mal als Vollmitglied in der EU haben, aber mischt euch dann ein in unsere internen Angelegenheiten", erklärte der Politologe.

Am Mittwoch hatten kurdische Kämpfer beim schwersten Angriff der verbotenen kurdischen Arbeiterpartei PKK seit Jahren im Südosten der Türkei mindestens 24 türkische Soldaten und Polizisten getötet.

Meldung der dts Nachrichtenagentur vom 20.10.2011

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