Polizeiliche Kriminalstatistik: 2015 rund 80.000 Fälle von Benzinklau

Benzinklau gehört an den rund 15.000 deutschen Tankstellen zum Alltag: 79.605 Fälle von "Tankbetrug" wurden laut der bundesweiten Polizeilichen Kriminalstatistik (PKS) für das Jahr 2015, die Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) im Mai vorstellen will, registriert, berichtet die "Welt am Sonntag".

Berlin (dts Nachrichtenagentur) - Im Vergleich zum Vorjahr sei die Zahl um 7,8 Prozent zurückgegangen, was Experten mit günstigeren Benzinpreisen begründen. "Das Niveau bei diesem Delikt bleibt auf einem hohen Niveau. Aber deren Zahl geht nach unten, weil die Spritpreise gesunken sind", sagte Jürgen Ziegner, Geschäftsführer vom Zentralverband des Tankstellengewerbes (ZTG), der "Welt am Sonntag".

Das Delikt wird seit 2010 in der Kriminalstatistik gesondert erfasst. "Die Dunkelziffer liegt nach unserer Einschätzung etwa drei Mal so hoch wie die offiziell festgestellte Zahl", sagte Karl-Heinz Saischek, Vorstandsmitglied des Bundesverbands Tankstellen und Gewerbliche Autowäsche (BTG). Er ist selbst Pächter eines Betriebes, den er mit 13 Videokameras schützen lässt.

Aber das schrecke kaum ab. "Die Diebe agieren zunehmend dreister. Immer öfter verwenden sie gestohlene Kennzeichen. Weil sie wissen, wie gering ihr Entdeckungsrisiko ist, grinsen manche beim Gratistanken noch freundlich in die Kameras." Spritdiebe müssen die Justiz kaum fürchten. Die Staatsanwaltschaften stellen die Verfahren häufig wegen der geringen Schadensumme ein - im Schnitt liegt sie bei 50 bis 100 Euro pro Fall.

Im Wissen darum werden die Diebe immer dreister. Der Bundesverband BTG fordert daher ein härteres Vorgehen der Justiz. "Die Tankstellenbranche würde es sehr begrüßen, wenn die Staatsanwaltschaften und Gerichte konsequent gegen die Täter vorgehen würden", sagte der Verbandsvorsitzende Joachim Jäckel der "Welt am Sonntag". Man habe jedoch den Eindruck, dass der Tankbetrug von den Strafverfolgungsbehörden häufig als "Kavaliersdelikt" angesehen werde. Hochburg des Benzinklaus ist im Städtevergleich Berlin mit 5.830 Fällen (minus 16,8 Prozent). Die Aufklärungsquote verbesserte sich dort leicht auf 22,2 Prozent. Schwerpunkte sind neben der Hauptstadt auch Frankfurt am Main, Hamburg und Köln. Die Spritdiebe suchen die Anonymität der Großstädte. Den Gesamtschaden, den sie in der Bundesrepublik verursachen, schätzen Experten auf 30 Millionen Euro pro Jahr. Begleichen müssen ihn laut "Welt am Sonntag" alle Autofahrer. Denn die Mineralölkonzerne kalkulierten die "Ausfälle" in die Preise ein.

Meldung der dts Nachrichtenagentur vom 17.04.2016

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