Prominenter Umweltschützer warnt vor Misslingen der Energiewende

Ernst Ulrich von Weizsäcker, einer der bekanntesten Vordenker der deutschen Umweltbewegung, warnt vor einem Misslingen der Energiewende.

Berlin (dts Nachrichtenagentur) - Der Atomausstieg drohe zum Bau neuer Kohlekraftwerke zu führen und so dem Klima zu schaden, kritisiert er in der "Zeit". Der Öffentlichkeit werde "ein großes Theater über Windparks auf See und die Notwendigkeit leistungsfähiger neuer Netze vorgespielt", schreibt Weizsäcker. Derweil schaffe die Industrie Fakten: "Kohle statt Atom heißt die nirgends offen ausgesprochene Devise."

Die Debatte um die deutsche Energiewende hält Weizsäcker für verfehlt. "Von Umwelt und Klima redet fast keiner", kritisiert er mit Blick auf den Sonderparteitag der Grünen zum Atomausstieg in dieser Woche. Schon der Ausstiegsbeschluss der rot-grünen Regierung unter Bundeskanzler Gerhard Schröder habe dem Klima geschadet, weil er den Bau von mindestens neun großen Kohlekraftwerken nach sich gezogen habe.

Doch, meint Weizsäcker, "sagt niemand offen, dass dieser Kohleboom die Folge des Atomausstiegs" gewesen sei. Weizsäcker, Autor eines Buchs über eine ökologische Effizienzrevolution ("Faktor Fünf"), fordert, den Stromverbrauch kontinuierlich zu vermindern, um neue Kraftwerke überflüssig zu machen. Dies sei die "weitgehend vergessene Komponente ökologischer Politik".

Aus seiner Sicht sind steigende Energiepreise das wirksamste und am wenigsten bürokratische Mittel, um Bürger und Industrie zum Stromsparen zu ermuntern. Eine Zeitlang würden die Kosten der Energiewende wohl zu höheren Strompreisen führen, meint Weizsäcker. Auf lange Sicht aber müsse der Staat dafür sorgen, dass die Energiepreise im Gleichschritt mit dem Wachstum der Energieproduktivität stiegen.

Auf diese Weise müsse der Bürger für Licht, Wärme und gefahrene Kilometer nicht mehr bezahlen, während der Energieverbrauch und damit der Ausstoß an klimaschädlichen Gasen abnehme.

Meldung der dts Nachrichtenagentur vom 21.06.2011

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