Prostituierten-Beratungsstellen im Ruhrgebiet warnen vor Strafen für Freier

Die Prostituierten-Beratungsstellen Madonna (Bochum), Kober (Dortmund) sowie das Gesundheitsamt Duisburg betrachten mit Sorge, dass SPD und Union künftig Freier bestrafen wollen, die wissentlich die Dienste von Zwangsprostituierten in Anspruch nehmen.

Berlin (dts Nachrichtenagentur) - "Es dürfte für die Freier schwer zu erkennen sein, ob es sich um eine Zwangsprostituierte handelt. Selbst für uns Sozialarbeiter ist das schwer zu erkennen", sagte Iris Sperg vom Duisburger Gesundheitsamt der "Westdeutschen Allgemeinen Zeitung" (Mittwochausgabe). Das von den Koalitionären geplante Gesetz dürfte "wirkungslos verpuffen", so Sperg.

Zwangsprostituierte seien eine relativ kleine Gruppe und eher die Ausnahmen in diesem Gewerbe. Ähnlich äußerten sich Elke Rehpöhler (Beratungsstelle Kober in Dortmund) und Mechthild Eickel (Verein Madonna in Bochum). "Freier können in der Regel nicht erkennen, ob eine Prostituierte freiwillig oder unter Zwang arbeitet", sagte Eickel.

Rehpöhler fürchtet, ein härteres Prostitutionsgesetz würde Freier davon abhalten, wie bisher mögliche Fälle von Zwangsprostitution zu melden. "Das macht kein Kunde mehr, wenn er fürchten muss, bestraft zu werden", gibt Rehpöhler zu bedenken. Den Grünen geht die angestrebte Reform des Prostitutionsgesetzes nicht weit genug: "Das geplante Gesetz tut zu wenig für die Opfer", sagte Grünen-Fraktionschefin Katrin Göring-Eckardt.

"Ebenso wichtig wie eine Strafe für Freier, die wider besseres Wissen Dienste von Zwangsprostituierten in Anspruch nehmen, ist ein dauerhaftes Bleiberecht für die Opfer von Zwangsprostitution." Das würde ihre Aussagebereitschaft erhöhen und die Aufklärung krimineller Strukturen ermöglichen, so die Politikerin.

Meldung der dts Nachrichtenagentur vom 04.12.2013

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