Psychologe: Deutsche Soldaten in Afghanistan in ähnlicher Lage wie Vietnam-Kämpfer

Deutsche Soldaten in Afghanistan stecken nach Ansicht des Sozialpsychologen Harald Welzer in einer ähnlichen Lage wie amerikanische Kämpfer vor 40 Jahren in Vietnam.

Berlin (dts Nachrichtenagentur) - Das erklärte der Bestsellerautor im Gespräch mit der "Zeit"-Beilage "Christ & Welt". Die deutschen Soldaten am Hindukusch spürten wie damals ihre amerikanischen Kameraden "keine Rückendeckung aus der Gesellschaft, die sie dorthin geschickt hat", sagte der Wissenschaftler. Amerikaner in Vietnam "hatten ab einem gewissen Zeitpunkt das Gefühl, von der Bevölkerung im Stich gelassen zu werden. Sie wussten nicht, wofür sie kämpften". Hinter dem Desinteresse der Bevölkerung steckt nach Welzers Beobachtung ein nicht eingestandener Wandel des nationalen Selbstverständnisses: "Eigentlich hat sich Deutschland von der Nachkriegsgesellschaft verabschiedet, aber man spricht nicht darüber." Das Land wolle nach dem Zweiten Weltkrieg "gewaltarm nach innen und außen wirken".

Deshalb werde "über den Einsatz in der Öffentlichkeit nicht so diskutiert, wie es angemessen wäre", und es sei lange umstritten gewesen, ob der Einsatz als Krieg bezeichnet werden dürfe.

Meldung der dts Nachrichtenagentur vom 03.08.2011

Zur Startseite