Rückbau deutscher Atomkraftwerke verzögert sich

Ein Jahr nach dem endgültigen Aus für acht Atomreaktoren in Deutschland ist unklar, wann und wie die Anlagen abgebaut werden sollen: Derzeit liegt noch keiner Aufsichtsbehörde eines Bundeslands ein Antrag auf Stilllegung nach dem Atomgesetz vor.

Berlin (dts Nachrichtenagentur) - Das ergibt sich aus einer Umfrage der atompolitischen Sprecherin der Grünen im Bundestag, Sylvia Kotting-Uhl, unter den betroffenen Ländern, die dem "Spiegel" vorliegt. Experten vermuten, dass die Betreiber keine Fakten schaffen wollen, bevor über ihre Schadensersatzforderungen entschieden ist, die sie wegen des Atomausstiegs gegen den Bund erheben. Der Rückbau der Anlagen könnte sich auch deswegen verzögern, weil Behälter für nicht mehr benötigten Kernbrennstoff fehlen.

So kann die Firma GNS derzeit keine Castoren für Brennelemente aus Siedewasserreaktoren produzieren, weil die Genehmigung fehlt, wie die Firma bestätigte. Die Zulassung wird nicht vor Ende 2013 erwartet. Für die Lagerung nicht vollständig abgebrannter oder beschädigter Brennelemente gibt es nicht einmal ein Genehmigungsverfahren.

Schon heute führt der Castor-Engpass zu Problemen: Im stillgelegten Kraftwerk Brunsbüttel in Schleswig-Holstein können abgekühlte Brennelemente nicht in einem sicheren Zwischenlager untergebracht werden. Die alten Brennstäbe müssen vorübergehend im Reaktordruckbehälter lagern. Vorige Woche sorgte das Atomkraftwerk für Schlagzeilen, weil in einer Kaverne ein Atommüllfass völlig verrostet war.

Meldung der dts Nachrichtenagentur vom 11.03.2012

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