Realo-Flügel der Grünen rechnet mit Renate Künast ab

Auf dem Realo-Flügel der Grünen beginnt die Abrechnung mit der als Berliner Spitzenkandidatin gescheiterten Renate Künast.

Berlin (dts Nachrichtenagentur) - Das berichtet der "Spiegel" in seiner am Montag erscheinenden Ausgabe. In einem mehrseitigen Positionspapier wirft der ehemalige Grünen-Vorsitzende Reinhard Bütikofer der Chefin der Bundestagsfraktion eine "Mischung aus Selbstüberschätzung und Fahrlässigkeit" in ihrem Wahlkampf vor. Die Kampagne sei "nicht von irgendeiner Idee davon, was wir Grüne mit der Hauptstadt vorhaben", geprägt gewesen, "sondern von der zweifelhaften Vorstellung, eine Renate für alle sei genug".

Bütikofer ist Chef der deutschen Grünen im Europaparlament und gilt als eine Art graue Eminenz auf dem Realo-Flügel seiner Partei. Er macht Künast Vorwürfe auf breiter Front. Ihre Plakate seien "bieder-spießig" gewesen und "von der Anmutung her eine matriarchalische Reprise der CDU der sechziger Jahre".

Es sei "verkehrt" gewesen, offensiv die Ablösung der SPD zu betreiben und nur auf Sieg zu setzen. Bütikofer kritisiert zudem Künasts späteren Versuch, gemeinsam mit ihrem Amtskollegen Jürgen Trittin künftig schwarz-grüne Bündnisse auszuschließen. Für solche "Ausschließeritis-Orgien" seien "zwei Berliner Obergrüne" zu Recht von Parteifreunden "aus der Provinz zurechtgewiesen worden".

Nutznießer von Bütikofers Attacke auf die Realo-Wortführerin ist der Parteivorsitzende Cem Özdemir, bisher Nummer zwei der Parteirechten – und ein enger Vertrauter von Bütikofer. Viele Realos beklagen vor allem, dass Künast bisher eine Debatte über ihr Scheitern abblocke. Volker Ratzmann, Grünen- Fraktionschef im Berliner Abgeordnetenhaus, fordert die Politikerin auf, bei der Aufarbeitung mitzumachen: "Wir haben alle Fehler gemacht und müssen uns der Kritik stellen."

Meldung der dts Nachrichtenagentur vom 30.10.2011

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