Roland Berger fordert Deregulierung und privates Wachstumsprogramm für Europa

Roland Berger, Gründer der gleichnamigen Unternehmensberatung, wirft der Politik vor, die Euro-Krise zu verschärfen, und fordert ein privat finanziertes Wachstumsprogramm für den Kontinent: "Wir brauchen ein privat finanziertes, marktwirtschaftliches Wachstumsprogramm. Weltweit stehen dafür geschätzt 170.000 Milliarden Euro privates Vermögen bereit. Investoren suchen händeringend Anlagemöglichkeiten", sagte Berger, der inzwischen Ehrenvorsitzender des Aufsichtsrats der Unternehmensberatung ist, der "Süddeutschen Zeitung" (Samstagsausgabe). In Europa seien für den Ausbau und die Modernisierung der Infrastruktur - etwa Straßen und schnelle Internetleitungen - mindestens 1.000 Milliarden Euro nötig.

Angesichts ihrer Verschuldung könnten die Staaten dieses Geld nicht aufbringen, sagte der 74-Jährige: "Aber das müssen sie auch nicht - denn europaweite arbeitsintensive Infrastrukturprojekte könnten, etwa durch Public Private Partnerships, ohne weiteres privat finanziert und auch betrieben werden. Dazu müsste die Politik nur ideologischen Ballast abwerfen." Dies würde die Wirtschaft ankurbeln und in der Folge dank höherer Steuereinnahmen und geringerer Sozialausgaben die Staatsschulden senken helfen.

Es sei problematisch, dass immer noch "die Ideologie" vorherrsche, "dass Infrastruktur in Europa tunlichst nicht in privaten Händen liegen darf", sagte der Berater. Damit Investoren tatsächlich die nötigen Milliarden bereitstellten, müssten die Regierungen die Regulierung investorenfreundlicher gestalten, etwa im Telekommunikationsmarkt. Doch die Regierungen würden im Moment bei der Bekämpfung der Euro-Krise nicht auf private Investitionen in Wachstum vertrauen, sondern sich auf Sparpakete sowie Hilfspakete von reichen für arme Länder konzentrieren, klagte Berger.

Dieser "Tunnelblick" der Politik verschärfe die Krise.

Meldung der dts Nachrichtenagentur vom 18.08.2012

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