Roman Polanski will nicht länger auf Vergangenheit reduziert werden

Der französisch-polnische Filmregisseur Roman Polanski will nicht länger auf seine Vergangenheit reduziert werden.

Berlin (dts Nachrichtenagentur) - Das sagte Polanski in seinem ersten persönlichen Interview nach seiner Haft in der Schweiz. "Diese Geschichte ist ein Teil meines Lebens - ja. Aber die Leute wollen, dass sie Teil meiner Persönlichkeit wird. Dagegen wehre ich mich", sagte der 79-Jährige der "Welt am Sonntag". Er habe sich schuldig gemacht und sei dafür damals ins Gefängnis gegangen. Im September 2009 war der Macher von "Rosemary`s Baby" und "Ghostwriter" in der Schweiz festgenommen worden.

Hintergrund war der gesetzwidrige sexuelle Kontakt mit einer 13-Jährigen 1977 in Los Angeles - ein Vergehen, das ihn nach 35 Jahren wieder eingeholt hatte. Roman Polanski hatte nach der Festnahme 2009 erneut zwei Monate in Haft gesessen; anschließend stand er acht Monate lang unter Hausarrest in Gstaad und musste eine elektronische Fußfessel tragen. "Rückblickend denke ich, dass die Schweizer gar nicht anders handeln konnten", sagte Polanski nun.

"Sie mussten erst auf Unterlagen warten, die nachweisen konnten, dass ich meine Strafe damals abgesessen hatte. Nur weigerten sich die Amerikaner, diese Dokumente herauszugeben." Das öffentliche Interesse an seinem Fall war groß.

Polanski empfindet es als Belastung, ständig Stellung zu seiner Vergangenheit nehmen zu müssen: "Ich bin doch befangen." Was immer er sage, werde doch eh als reine Selbstverteidigung abgetan. "Glauben Sie nicht, dass ich mit mir selbst schon genug auszumachen habe? Nur, weil ich nicht drüber sprechen kann, heißt doch nicht, dass in mir nichts los ist." Zu seinen Freunden, die ihn in der Zeit seines Arrests in der Schweiz unterstützten, zählte auch der inzwischen verstorbene Industrielle Gunter Sachs, der ihm spontan Hilfe anbot: "Er sagte, wenn du Geld für die Kautionssumme brauchst, ich leihe es dir sofort", sagte Polanski der "Welt am Sonntag". Der Regisseur wurde schließlich gegen eine Kaution von 4,5 Millionen Dollar aus dem Gefängnis entlassen; die Summe stellte ihm seine französische Bank zur Verfügung. Über die USA, in die er bis heute nicht einreisen darf, äußerte sich der Regisseur kritisch: "Ein bigotter Kontinent", sagte er. Es sei diese Ambivalenz der amerikanischen Kultur: "Zum einen herrscht dort dieser Puritanismus, zum anderen ist es der weltweit größte Produzent von Pornografie." Das Land selbst allerdings sei riesengroß, da könne man nicht alle in einen Topf werfen: "Das wäre so, als würde man sagen, alle Deutschen seien Nazis."

Meldung der dts Nachrichtenagentur vom 09.09.2012

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