Sönke Wortmann meidet seine Werke

Der deutsche Regisseur Sönke Wortmann meidet seine eigenen Werke.

Berlin (dts Nachrichtenagentur) - "Ich sehe meine Filme zum letzten Mal bei der Premiere an und dann nie wieder", verrät der 52-Jährige bei `Steven liebt Kino!` am Sonntagabend auf Tele 5. "Weil ich immer nur die Fehler sehe und mich dann ärgere. Das will ich vermeiden." Andere Regisseure waren für Wortmann lange Zeit sogar Feindbilder.

"Ich kann mich erinnern, dass ich Wim Wenders ganz doof fand. Nicht weil seine Filme so doof waren, aber man muss sich ja reiben an den Dingen, die vor einem da sind - wie ein Sohn sich am Vater reibt. Heute kann ich gerne zugeben, dass Wim Wenders ein toller Regisseur ist."

Wortmann selbst profitierte bei seinen Anfängen von der vorherrschenden Film-Flaute. "Mein Glück war, dass ich angefangen habe, als der deutsche Film am Boden lag und das wollte ich ändern. Meine Generation hat erkannt, dass Film ein Unterhaltungsmedium ist und am besten im Zusammenspiel mit dem Publikum funktioniert. Heute bin ich überglücklich, dass ich nicht in der Komödienschublade stecken geblieben bin." Dabei kommt dem Regisseur bei seiner Arbeit sein besonderes Gespür für Menschen zu Gute. "Technisch habe ich überhaupt keine Ahnung. Ich kann da keinen kreativen Beitrag leisten, auch nicht was Kamera, Ton oder Musik betrifft. Dafür bin ich sehr entscheidungsfreudig und habe einen guten Instinkt. Der zeigt sich besonders bei der Auswahl der Schauspieler. Es ist mir bisher bei jedem Film gelungen, die richtigen Leute auf den richtigen Platz zu setzen, so dass es eine runde Sache wird." Sein Ausflug in die Staaten, wo er `Der Himmel von Hollywood` drehte, hat Wortmann weniger gefallen: "In Amerika geht es oft um viele andere Dinge, weniger um den Film, sondern zum Beispiel darum, wer den größeren Wohnwagen hat. Und obwohl ich gut englisch spreche, ist es für mich wesentlich befriedigender, in meiner Muttersprache zu arbeiten." Einmal selbst in einem seiner Filme mit zuspielen fände der Regisseur eitel und peinlich. "Das darf nur Hitchcock", erklärte Wortmann abschließend.

Meldung der dts Nachrichtenagentur vom 10.05.2012

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