Südkoreas Handelsminister: "WTO ist in einem kritischen Zustand"

Südkoreas Handelsminister Taeho Bark fürchtet um die Bedeutung der Welthandelsorganisation (WTO).

Seoul (dts Nachrichtenagentur) - "Die WTO ist in einem kritischen Zustand", warnte Bark im Gespräch mit der "Welt". Das Ansehen der Organisation habe stark gelitten, weil die letzte Verhandlungsrunde zur Liberalisierung des Welthandels, die sogenannten Doha-Runde, gescheitert sei. Deshalb müssten die Mitglieder der Organisation in den kommenden Monaten Fortschritte bei den Themen der Doha-Runde machen.

Andernfalls gerate der Freihandel in eine "schwierige Situation": "Dann verliert die WTO Vertrauen und Glaubwürdigkeit, auch wenn es darum geht, Handelskonflikte zu schlichten. Dann könnten die großen Handelsnationen ihr Heil in regionalen oder bilateralen Abkommen suchen und das ist gefährlich, weil diese Abkommen grundsätzlich alle übrigen Länder diskriminieren", warnte Bark und ergänzte: "Bisher hieß es häufig, die WTO müsse Doha retten, aber das ist nur noch die halbe Wahrheit. Inzwischen muss Doha die WTO retten."

Bark konkurriert mit acht weiteren Bewerbern um das Amt des Generalsekretärs der WTO und gilt als aussichtsreicher Kandidat. Die Amtszeit des gegenwärtigen Generalsekretärs Pascal Lamy endet im August. Die WTO stellt heute (Mittwoch) ihren jährlichen Bericht zum Welthandel vor.

Bark warnte im Gespräch mit der "Welt" auch vor dem zunehmenden Protektionismus weltweit. In der Finanz- und Wirtschaftskrise habe der Protektionismus zwar kaum zugenommen, das ändere sich aber gerade. "Der Protektionismus nimmt weltweit seit kurzem wieder zu, beispielsweise in Südamerika und Indien. Der Umfang ist noch gering, aber der Trend macht mir Sorgen", sagte Bark. Der Handelsexperte befürchtet auch, dass das geplante Freihandelsabkommen zwischen der EU und den USA die WTO und den weltweiten Handel schaden könnte. "Ich fürchte allerdings, dass die Verhandlungen über ein transatlantisches Freihandelsabkommen die Verhandlungsressourcen der EU und der USA binden werden", sagte Bark der "Welt". "Dann aber dürfte die WTO erhebliche Probleme bekommen, denn auch große Länder haben nur begrenzte Personalressourcen."

Meldung der dts Nachrichtenagentur vom 10.04.2013

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