SPD sieht NRW-CDU mit Röttgen in der Defensive

Nach Einschätzung des Vize-Vorsitzenden der SPD-Bundestagsfraktion, Joachim Poß, hat der Spitzenkandidat der nordrhein-westfälischen CDU, Norbert Röttgen, seine Wahlchancen schon jetzt größtenteils verspielt.

Düsseldorf (dts Nachrichtenagentur) - "Herr Röttgen hat ganz klar durch dieses Hin und Her seine Glaubwürdigkeit so stark beschädigt, dass die CDU blockiert ist, einen offensiven Wahlkampf zu führen", sagte Poß im Interview mit "Handelsblatt-Online". Selbst seinem Landesverband sei es nicht gelungen, ihn aus der Schusslinie zu nehmen. Dass sich Röttgen weiter nicht festlegen will, ob er nach einer Wahlniederlage in Nordrhein-Westfalen Oppositionsführer wird, wertet Poß als Wortbruch.

In der Konkurrenz mit seinem Parteifreund Armin Laschet habe sich Röttgen, als es um die Besetzung des CDU-Landesvorsitzes ging, definitiv darauf festgelegt, auch als Oppositionsführer nach Düsseldorf zu gehen. "Und jetzt wird er von der Geschichte eingeholt." Nun stehe Röttgen vor der Wahl sich zwischen Düsseldorf und Berlin entscheiden zu müssen.

"Wenn Röttgen das nicht tut, ist er der falsche Kandidat", sagte Poß, der auch Mitglied im SPD-Bundesvorstand ist. Poß ist überdies überzeugt, dass es Röttgen auch mit der Hilfe des CDU-Finanzexperten Friedrich Merz nicht gelingen werde, gegen die SPD-Kandidatin und Ministerpräsidenten Hannelore Kraft Boden gut zu machen. "Herr Merz polarisiert ja auch, und er hat im Laufe der Jahre bewiesen, dass er bei sozialen Fragen ziemlich blind ist."

Überdies sei Merz als Röttgen-Berater "überhaupt keine überzeugende Lösung". Die Zusage, in NRW eine Rolle zu übernehmen, habe Merz zudem auch geben müssen, nachdem er schon dem CDU-Landesverband in Rheinland-Pfalz im Wahlkampf geholfen hat. Im Übrigen sehe er die Personalie Merz als ein Zugeständnis an den konservativen Flügel der Union, "weil Röttgen selbst nicht in der Lage war, diesen Parteiflügel einzubinden", so Poß.

Röttgen sei in der NRW-Wirtschaft nicht sehr beliebt. "Das ist für die CDU sehr misslich, weil viele Unternehmer und Manager ja auch CDU-Wähler sind. Deshalb musste er Friedrich Merz zu Hilfe holen."

Meldung der dts Nachrichtenagentur vom 21.03.2012

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