SPD und Grüne wollen afghanischen Ortskräften nach Bundeswehr-Abzug Einreise nach Deutschland ermöglichen

Politiker von SPD und Grünen fordern, nach dem geplanten Abzug der ISAF-Truppen aus Afghanistan im Jahr 2014 den für die Bundeswehr arbeitenden Ortskräften und deren Familienangehörigen eine Ausreise nach Deutschland zu ermöglichen.

Berlin (dts Nachrichtenagentur) - Der Verteidigungsexperte der Grünen im Bundestag, Omid Nouripour, zu "Bild am Sonntag": "Die afghanischen Ortskräfte und ihre Familien sind nach einem Abzug der Bundeswehr gefährdet, weil sie den Deutschen geholfen haben. Also müssen wir ihnen auch helfen. Der einfachste Weg ist, diese wenigen Bundeswehr-Helfer und deren Angehörige nach Deutschland zu holen, damit sie nicht Vergeltungsmaßnahmen der Taliban ausgesetzt werden."

Die Bundesregierung müsse dafür sorgen, dass die Hilfskräfte "unbürokratisch und ohne große Probleme nach Deutschland gebracht werden. Notfalls mithilfe der Bundeswehr." So weit will der Obmann der SPD im Verteidigungsausschuss, Hans-Peter Bartels, nicht gehen: "Diese Ortskräfte sind nach dem Abzug der Bundeswehr eine wichtige Stütze der afghanischen Gesellschaft und werden im Land gebraucht. Sollten sie sich aber bedroht fühlen, muss man im Einzelfall prüfen, wie man ihnen helfen und sie schützen kann. Sollten einzelne nach Deutschland kommen wollen, wären sie willkommen." Nach Angaben des Innenministeriums wird im Einzelfall abgeklärt, "ob infolge der Beendigung der deutschen Präsenz eine relevante Gefährdung eintritt. Hat die Gefährdung ihre Ursache in der Arbeit für deutsche Kräfte, werden entsprechende Maßnahmen eingeleitet." Laut einer Liste des Verteidigungsministeriums, die der Zeitung vorliegt, handelt es sich bei den Ortskräften um 1.561 Afghanen (Stand Mai 2012). Darunter 13 Fitnesswarte, 32 Redakteure für die Pressearbeit, 462 Dolmetscher, 2 Fluglotsen, 2 Lehrer, 12 Köche, 23 Gärtner und 2 Imame als Seelsorger.

Ein afghanischer Übersetzer der Mission EUPOL, welche die afghanische Regierung beim Polizeiaufbau berät, hat bereits Asyl in Deutschland beantragt. Wie er fürchten viele Ortskräfte nach dem Abzug der Bundeswehr die Rache der Taliban.

Meldung der dts Nachrichtenagentur vom 12.08.2012

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