SPD will Bundesfreiwilligendienst mit anderen Diensten fusionieren

Die Opposition hat den Bundesfreiwilligendienst (BFD) knapp ein Jahr nach dessen Start heftig kritisiert und dessen Fusion mit anderen Freiwilligen-Angeboten in Aussicht gestellt.

Berlin (dts Nachrichtenagentur) - "Ein langfristiges Ziel von SPD und Grünen ist es, die Dienste unter einem Dach zusammenzuführen - mit einer rechtlichen Grundlage und einer Struktur", sagte Sönke Rix, Berichterstatter der SPD-Bundestagsfraktion für Freiwilligendienste, der Tageszeitung "Die Welt" (Mittwochausgabe) mit Bezug auf die Freiwilligendienste BFD, Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ) und Freiwilliges Ökologisches Jahr (FÖJ). Dieser fusionierte Dienst würde vor allem durch die Zivilgesellschaft organisiert, wie es bei FSJ und FÖJ der Fall ist, und nicht durch den Staat wie beim BFD. Im Fall einer rot-grünen Machtübernahme 2013 kündigte Rix außerdem an: "Das noch viel weiter in der Zukunft liegende Ziel wäre es, jedem jungen Menschen, der es möchte, nach der Schule einen Platz für diesen Freiwilligendienst anbieten zu können." Rix übte heftige Kritik an der bisherigen Umsetzung des BFD. Dieser erfülle etwa seine Funktion als Fortbildungsmöglichkeit noch nicht: "Es reicht nicht, wenn die Bufdis nur die 25 gesetzlich festgeschriebenen Tage an Seminaren teilnehmen."

Zudem sei eine individuelle Förderung in den Einsatzstellen, wie es sie bei den vor allem von den Ländern geförderten Diensten gebe, gesetzlich nicht festgeschrieben. Rix hält dies für "ein großes Manko." Auch dass der BFD allen Altersgruppen offensteht, sei riskant: "Es ist eine Gefahr, dass die Arbeitsagentur Arbeitslosen zum Bundesfreiwilligendienst rät, damit sie aus der Statistik kommen und ein bisschen Taschengeld verdienen."

Rix` Fazit: "Quantitativ ist der BFD angekommen, aber das Angebot muss qualitativ besser werden." Der jugendpolitische Sprecher der Grünen-Bundestagsfraktion, Ulrich Schneider, übte ebenfalls heftige Kritik: "Mit dem Bundesfreiwilligendienst wurde ein Bürokratiemonster geschaffen." Schneider attackierte auch die neue Doppelstruktur bei den Freiwilligendiensten aus BFD einerseits und FSJ sowie FÖJ andererseits: "Mehrfachstrukturen machen keinen Sinn. Sie verkomplizieren lediglich das System der Freiwilligendienste." Familienministerin Kristina Schröder (CDU) verteidigte hingegen den BFD, der in ihrer Ressortverantwortung liegt: "Wir können eine großartige Bilanz ziehen. Im ersten Jahr haben sich 50.000 Menschen daran beteiligt."

Die Ministerin freut, dass das, "was bisher über eine Dienstpflicht lief, jetzt fast nahtlos über Freiwilligkeit funktioniert". Dies sei eine "politische Sensation". Besonders hob sie hervor: "20 Prozent der Bufdis sind älter als 50 Jahre. Wir sprechen damit also nicht nur die Jungen, sondern auch die Älteren an." Der "Schreinermeister im Ruhestand, der in die Kita geht und mit den Kindern Vogelhäuser baut", zähle ebenso dazu wie die "pensionierte Lehrerin, die Kindern mit Migrationshintergrund bei den Hausaufgaben hilft". Eine Aufstockung der Bufdi-Stellen sei zurzeit allerdings nicht möglich: "Leider haben die Haushaltspolitiker aller fünf Bundestags-Fraktionen übereinstimmend gesagt, dass im Moment keine zusätzlichen Mittel vorhanden sind. Damit muss ich leider leben." Eine Aufstockung der Bufdi-Stellen forderten das Deutsche Rote Kreuz (DRK) und die Arbeiterwohlfahrt (Awo): Der Generalsekretär des Deutschen Roten Kreuzes (DRK), Clemens Graf von Waldburg-Zeil, sagte: "Wir haben rund 2500 Bundesfreiwillige beim DRK. Der Andrang ist jedoch so groß, dass wir etwa doppelt so viele Stellen besetzen könnten." Da das Kontingent bundesweit ausgeschöpft sei, forderte von Waldburg-Zeil Schwarz-Gelb auf, die Mittel für den BFD 2013 aufzustocken. Ähnlich äußerte sich der Bundesvorsitzende der Arbeiterwohlfahrt (Awo), Wolfgang Stadler: "Die Awo sieht noch Ausbaupotenzial."

Meldung der dts Nachrichtenagentur vom 27.06.2012

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