SPD-Linke gegen Kanzlerkandidatur von Steinbrück

Gegen eine Kanzlerkandidatur von Peer Steinbrück formiert sich Widerstand in der SPD-Linken.

Berlin (dts Nachrichtenagentur) - "Peer Steinbrück verachtet die Partei und bezeichnet ihre Funktionäre gern als Heulsusen", sagt Juso-Chef Sascha Vogt gegenüber dem "Spiegel". "Seine Kandidatur würde die SPD tief spalten, ein Großteil der Mitglieder stünde nicht hinter ihm." Der schleswig-holsteinische Landeschef Ralf Stegner warnt: "Wir dürfen uns nicht von einem Medien-Hype treiben lassen und zu einer vorgezogenen Entscheidung für Flügelkandidaten kommen."

Steinbrück gilt als Mann des rechten Parteiflügels. "Nach der schwierigen Phase, die wir gerade überwunden haben, wünscht sich die Partei einen Spitzenkandidaten, der das Amt beherrscht, öffentliche Zustimmung gewinnt und die SPD in ihrem Gesamtprofil gut vertritt", sagt Stegner. "Eine erneute Distanzierung von den Gewerkschaften oder eine Abwertung unserer Aktiven als ‚Parteifunktionäre’ passen dazu nicht."

Inhaltliche Kritik am ehemaligen Finanzminister übt der Chef der Parteilinken, Björn Böhning: "Peer Steinbrück stand dafür, den Finanzplatz Deutschland zu deregulieren und zu liberalisieren. Er hat, wie es damals Mode war, die Wucht der Finanzmärkte erst ins Land geholt und war bis zum Schluss ein strikter Gegner von Konjunkturprogrammen, wie sie uns letztlich vor den schlimmsten Folgen der Krise bewahrt haben", sagt der Vertraute des Regierenden Berliner Bürgermeisters Klaus Wowereit. "Wir brauchen heute aber eine andere Wirtschaftspolitik, insofern ist es überaus erfreulich, dass Peer Steinbrück inzwischen ein glühender Anhänger unseres neuen Finanzkonzepts zu sein scheint."

Die Parteilinken fürchten, eine vorzeitige Entscheidung für einen Kandidaten könne Steinbrück begünstigen. Landeschef Stegner fordert daher, die Debatte bis Mai auszusetzen: "Der Blick sollte sich nun auf Schleswig-Holstein richten, wo im Mai die nächste schwarz-gelbe Regierung vor der Abwahl steht und wir mit unserem Spitzenkandidaten Torsten Albig gewinnen wollen", sagt er. "Vorher sollten keine Fakten geschaffen werden."

Meldung der dts Nachrichtenagentur vom 25.09.2011

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