SZ: Bundesregierung macht Geschäfte mit umstrittener US-Spionagefirma

Die Bundesregierung macht umstrittene Geschäfte mit einem US-Spionage-Dienstleister.

Berlin (dts Nachrichtenagentur) - Das berichtet die "Süddeutsche Zeitung". Der Dienstleister erhält dadurch Zugriff auf eine ganze Reihe hochsensibler Daten. Mehr als 100 Aufträge haben deutsche Ministerien nach Recherchen der "Süddeutschen Zeitung" und des Norddeutschen Rundfunks in den vergangenen fünf Jahren an deutsche Tochterfirmen der Computer Sciences Corporation (CSC) vergeben.

Das US-Unternehmen gilt als einer der wichtigsten Partner der US-Geheimdienste und war in der Vergangenheit unter anderem an der Entwicklung von Spähprogrammen für die NSA beteiligt. Außerdem war eine Tochter der CSC 2004 in die Verschleppung des Deutschen Khaled el-Masri durch die CIA verwickelt. Die Firma testete für die Bundesregierung in den vergangenen Jahren unter anderem den umstrittenen Staatstrojaner des Bundeskriminalamts und unterstützte das Justizministerium bei der Einführung der elektronischen Akte für Bundesgerichte.

Des Weiteren erhielt die CSC Aufträge, die das sogenannte Regierungsnetz betreffen, über das die verschlüsselte Kommunikation von Bundesministerien und Behörden laufen. Die CSC beriet außerdem das Innenministerium bei der Einführung des elektronischen Passes und ist involviert in das Projekt De-Mail, dessen Ziel der sichere Mailverkehr ist. CSC beantworte Fragen zu den Aufträgen der Bundesregierung nicht.

Das Bundesinnenministerium erklärte, eine Weitergabe vertraulicher Daten an Dritte sei vertraglich untersagt. Zur Zusammenarbeit von CSC mit der NSA und anderen US-Behörden habe man keine Erkenntnisse. "Wir wissen jetzt ja leider, dass viele US-Firmen sehr eng mit der NSA kooperieren, da scheint blindes Vertrauen äußerst unangebracht", sagte dazu der Ex-Hacker und IT-Sicherheitsexperte Sandro Gaycken, der auch die Bundesregierung berät.

Meldung der dts Nachrichtenagentur vom 15.11.2013

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