Sachverständigenrat für Migration und Integration übt scharfe Kritik an Seehofer

Im Streit um die Fachkräftezuwanderung hat der Sachverständigenrat für Migration und Integration (SVR) den CSU-Vorsitzenden Horst Seehofer scharf kritisiert.

Berlin (dts Nachrichtenagentur) - Seine Aussage, der Fachkräftemangel in Deutschland könne durch die Öffnung des Arbeitsmarktes für Bürger aus den östlichen EU-Ländern gelindert werden, sei "Augenwischerei, weil Hochqualifizierte schon seit Anfang 2009 die volle Freizügigkeit genießen", sagte die Vorsitzende des Rates, Gunilla Fincke, der "Süddeutschen Zeitung" (Donnerstagsausgabe). Dies hatte noch die große Koalition so entschieden. Demnach kann bereits jeder Akademiker aus Polen, Tschechien und anderen neuen EU-Staaten ohne bürokratische Prüfungen eine Stelle in Deutschland annehmen.

Einzige Bedingung: Er muss in seinem Fachgebiet arbeiten und darf nicht zu Dumpinglöhnen schuften. "Auch nach der Öffnung im Mai 2011 ist deshalb nicht mit mehr Akademikern aus dem Osten zu rechnen", sagte Fincke. "Dies reicht bei weitem nicht, den Fachkräftemangel zu beheben."

Erwartet werden dagegen mehr Menschen ohne akademischen Abschluss. Eine aktuelle Untersuchung für die Friedrich-Ebert-Stiftung schätzt, dass nach der Öffnung zunächst zwischen 51.000 und 134.000 neue EU-Bürger jährlich zuwandern werden, in späteren Jahren dann weniger. Diejenigen, die zusätzlich kommen, werden nach Einschätzung Finckes in der Regel keine Akademiker sein.

Der Sachverständigenrat für Migration ist unabhängig und wird von acht großen Stiftungen getragen, unter anderem der Volkswagen-Stiftung.

Meldung der dts Nachrichtenagentur vom 13.10.2010

Zur Startseite