Saudi-Arabiens Prinz Turki Bin Faisal sieht schweren Schaden für USA durch WikiLeaks-Veröffentlichungen

Die USA haben durch die WikiLeaks-Veröffentlichungen einen schweren diplomatischen Schaden erlitten, sagt Prinz Turki Bin Faisal, der frühere Geheimdienstchef und Botschafter des Königreichs Saudi-Arabien in Washington.

Riad (dts Nachrichtenagentur) - "Opfer dieser Indiskretion sind Amerikas Glaubwürdigkeit und Ehrlichkeit", so Turki im Gespräch mit dem Nachrichten-Magazin "Der Spiegel": "Die Leute werden nicht mehr offen mit amerikanischen Diplomaten sprechen." In den WikiLeaks zugespielten Botschaftsberichten war Saudi-Arabiens König Abdullah mit der Aufforderung zitiert worden, Amerika solle das iranische Nuklearprogramm stoppen und "der Schlange den Kopf abschlagen". Diese Dokumente, so Prinz Turki, seien ein "Mischmasch aus Halbwahrheiten, Unwahrheiten, politischer Agenda und schlichter Desinformation".

Dennoch werde Riads Verhältnis zu Washington die Affäre überdauern: "Wir haben schon Ernsteres überstanden." Saudi-Arabien vergesse nicht, dass Amerika ihm beistand, als Saddam Hussein 1990 in Kuwait einmarschiert war. "Außerdem wissen wir, dass nur die Vereinigten Staaten die Kraft haben, auch einmal nein zu Israel zu sagen."

Turki forderte die USA auf, die wegen des Irak-Kriegs abgebrochene Suche nach Osama Bin Laden wieder zu verstärken: "Erst wenn Bin Laden beseitigt ist, können die Vereinigten Staaten und der Rest der Welt einen Sieg verkünden. Erst nach einem solchem Sieg dürfen die Truppen aus Afghanistan abgezogen werden." Iran, so Turki, sei in der Angelegenheit seines Nuklearprogramms nicht zu trauen.

Saudi-Arabien habe der Führung in Teheran deutlich gemacht, "wie heikel" dieses Thema sei. Riad werde aber im Falle eines Angriffs auf Iran den Israelis "niemals" Überflugrechte gewähren. Um mit Iran zu verhandeln, müsse ein gemeinsames "Regelwerk von Anreizen und Sanktionen" geschaffen werden, "auch militärischen Sanktionen" für alle Länder, die einer Zone ohne Massenvernichtungswaffen beitreten wollten.

Auch sei im Nahen Osten ein "nuklearer Sicherheitsschirm" zu errichten, den die fünf ständigen Uno-Sicherheitsrats-Mitglieder garantieren sollen: "Eine solche Nukleargarantie würde auch Israel schützen."

Meldung der dts Nachrichtenagentur vom 05.12.2010

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