Schäuble: Deutschland strebt keine alleinige Führungsrolle in Europa an

Trotz des harten Drängens auf Lösungen in der Euro-Krise strebt Deutschland nach Ansicht von Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble keine alleinige Führungsrolle in Europa an.

Berlin (dts Nachrichtenagentur) - Es sei "eine ganz abwegige Vorstellung, die Deutschen wollten eine Sonderrolle in Europa spielen", schreibt der CDU-Politiker in einem Gastbeitrag für die "Süddeutsche Zeitung". "Wir wollen kein `deutsches Europa`. Wir verlangen nicht von anderen, `so zu leben wie wir` - dieser Vorwurf ergibt keinen Sinn."

Der Gastbeitrag erscheint an diesem Samstag auch in fünf anderen führenden Tageszeitungen in Europa. In der Vergangenheit hatte sich die Bundesregierung immer wieder dem Vorwurf ausgesetzt gesehen, sie wolle den anderen europäischen Staaten die Lösungen in der Euro-Krise diktieren. Insbesondere in Griechenland und Zypern war das "Spardiktat" der Deutschen scharf kritisiert worden.

Schäuble und Bundeskanzlerin Angela Merkel waren deswegen immer wieder heftiger Kritik ausgesetzt. Demonstranten, aber auch Medien hatten wiederholt Vergleiche mit der Nazi-Diktatur gezogen. Schäuble weist diese Vergleiche in dem Gastbeitrag zurück.

Er schreibt: "Die Vorstellung ist verfehlt, in Europa müsse - oder könne - einer führen." Deutschland müsse sich dabei nicht nur aufgrund seiner schuldbelasteten Geschichte zurückhalten. "Das besondere politische Gebilde Europas eignet sich nicht dafür, dass einer führt und die anderen folgen", meint der CDU-Politiker, der seit 2009 das Bundesfinanzministerium führt.

Europa bedeute "das gleichberechtigte Miteinander seiner Staaten". Zugleich sehe sich Deutschland bei der gemeinsam vereinbarten Lösung der Krise im Euroraum "durchaus in einer besonderen Verantwortung". Die Bundesrepublik übernehme "diese Führungsverantwortung in partnerschaftlicher Zusammenarbeit vor allem mit unseren französischen Freunden".

Meldung der dts Nachrichtenagentur vom 19.07.2013

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