Schäuble für Regulierung von Rating-Agenturen auf EU-Ebene

Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) hat sich nach der jüngsten Abwertung mehrerer Euro-Staaten durch Standard & Poor`s (S&P) für eine Regulierung von Rating-Agenturen auf EU-Ebene ausgesprochen.

Berlin (dts Nachrichtenagentur) - "Ich glaube, dass solche Entscheidungen, wie wir sie am Freitag erlebt haben, den Prozess beschleunigen werden, wenn alle sehen, es besteht dringender Handlungsbedarf", sagte Schäuble im Deutschlandfunk. Der Finanzminister zweifelte zudem das Urteil von S&P an. "Ich glaube auch nicht, dass Standard & Poor`s wirklich begriffen hat, was wir in Europa schon auf den Weg gebracht haben", so Schäuble.

Standard & Poor`s wies unterdessen den Vorwurf zurück, Einfluss auf die Politik nehmen zu wollen. Man habe kein Interesse an einer quasi-regulatorischen Rolle und verfolge auch keine politische Agenda, sagte der Abteilungsleiter Länderratings, Moritz Kraemer, im Deutschlandfunk. Standard & Poor`s hatte am Freitag wegen der Schuldenkrise die Kreditwürdigkeit von neun Euro-Ländern herabgestuft.

Dabei verloren Frankreich und Österreich die Top-Bonität AAA und werden nun nur noch mit AA+ bewertet. Die Kreditwürdigkeit Italiens wurde sogar um zwei volle Notenstufen von A auf BBB+ gesenkt. Spanien, Portugal und Zypern verloren ebenfalls zwei Notenstufen, während Malta, die Slowakei und Slowenien eine Stufe einbüßten.

Deutschland, die Niederlande, Luxemburg und Belgien hingegen behalten ihre bisherigen Noten. Die Herabstufung Frankreichs könnte gravierende Auswirkungen auf die Rettungsbemühungen in der Euro-Schuldenkrise haben. Frankreichs Finanzminister François Baroin rief allerdings zu Gelassenheit auf.

Der Verlust der Note AAA sei keine gute Neuigkeit, aber auch keine Katastrophe, erklärte Baroin. Führende Ökonomen in Deutschland sahen die Rating-Abstufung ebenfalls gelassen. Eine Herabstufung der Bonität erschwert die Refinanzierung. Ein gutes Rating ist die Voraussetzung dafür, dass sich Staaten und Banken zu guten Konditionen neues Geld am Finanzmarkt besorgen können.

Meldung der dts Nachrichtenagentur vom 16.01.2012

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