Schäuble ruft Arbeitgeber zu mehr Einsatz in Flüchtlingskrise auf

Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble hat von den Arbeitgebern ein größeres Engagement in der Flüchtlingskrise gefordert.

Berlin (dts Nachrichtenagentur) - "Unternehmer und Manager können sehr viel tun: So wie die Zivilgesellschaft Brote schmiert, Kleider ausreicht und hilft, soll die Wirtschaft Leute qualifizieren und unterbringen", sagte Schäuble in einem Interview mit dem Wirtschaftsmagazin "Capital" (Ausgabe 1/2016). Ein Staat lebe davon, dass sich jeder engagiere, "nicht davon, dass man mit steifer Lippe über Politiker redet. Letzteres beeindruckt mich nicht sehr", sagte der CDU-Politiker.

Die Flüchtlinge würden Deutschland dauerhaft verändern - und zwar positiv: "Schauen Sie sich die Kinder und Enkel der ehemaligen Gastarbeiter an: Die sind eine enorme Bereicherung für Deutschland." Zugleich räumte Schäuble Kommunikationsprobleme im Umgang mit dem Flüchtlingsandrang ein. Sowohl die wichtigsten Institutionen der Europäischen Union wie auch die Bundesregierung müssten ihre Botschaften sorgfältiger abwägen.

"Wir haben zwei Öffentlichkeiten, mit denen wir sorgfältig kommunizieren müssen. Die eine ist unsere eigene Gesellschaft hier in Deutschland. Die andere ist in den Herkunftsländern. Beide muss man bedenken." Zwar verteidigte er die Selfies von Kanzlerin Angela Merkel mit Flüchtlingen in diesem Herbst gegen Kritik. Er räumte jedoch ein, Berlin wie Brüssel hätten die Wirkung mancher Botschaften unterschätzt.

"Ich bin mir auch nicht sicher, ob jeder Flüchtling, der nun von Griechenland aus in der Union verteilt wird, vom Präsidenten des EU-Parlaments dort persönlich abgeholt werden muss." Seine umstrittene Metapher für den Flüchtlingsstrom - eine Lawine, die ein Skifahrer oft unbeabsichtigt auslöse - sei mitnichten auf Merkel gemünzt gewesen, sagte Schäuble. Gleichwohl habe er sich dafür bei Merkel entschuldigt: "Ich habe gesehen, dass das so interpretiert wurde und habe ihr in einer ruhigen Minute erklärt, dass mir das Leid tut."

Meldung der dts Nachrichtenagentur vom 15.12.2015

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