Scharping und Stoiber blicken zufrieden auf Wahlkämpfe zurück

Die beiden ehemaligen Kanzlerkandidaten Rudolf Scharping (SPD) und Edmund Stoiber (CSU) blicken trotz ihrer Niederlagen zufrieden auf ihre Wahlkämpfe 1994 und 2002. Beide sind überzeugt, mehr als nur ein gutes Ergebnis erreicht zu haben.

Berlin (dts Nachrichtenagentur) - "Ich habe zwar die Wahl nicht gewonnen, aber meine Kandidatur hat etwas bewegt", sagte Stoiber der "Welt am Sonntag". Nach seinem Wahlsieg habe Gerhard Schröder die Agenda 2010 entwickelt und umgesetzt. "Das waren Reformen, die den Wahlkampf bestimmt hatten. Arbeitsmarktreformen und Sozialreformen waren die großen Themen. Dafür ist während der Auseinandersetzung ein Bewusstsein entstanden", ist Stoiber überzeugt. Mit seinem Herausforderer verbindet ihn heute ein "sehr gutes Verhältnis".

Auch die Freundschaft zu Friedrich Merz, den Angela Merkel 2002 vom Posten als Unions-Fraktionschef verdrängt hatte, sei wieder gekittet. "Am Samstag vor der Bundestagswahl haben Merkel und ich uns noch einmal auf dem Oktoberfest in München und danach in der Staatskanzlei zur letzten Absprache getroffen. Im Falle meines Sieges oder meiner Niederlage wollte sie den Fraktionsvorsitz anstreben, sagte sie. Ich habe ihr meine Unterstützung zugesichert." Das habe die Freundschaft zu Merz natürlich belastet. "Politisch gab es für mich keine Alternative."

Scharping bekannte der "Welt am Sonntag", sich vor der Wahl oft mit dem Herausforderer Helmut Kohl getroffen zu haben: "Nach meiner Nominierung gab es zwischen ihm und mir etliche Vier-Augen-Gespräche, über die nie ein Papier angefertigt worden ist. Man konnte sich auf des anderen Wort verlassen. So hatte es mir Jahre zuvor schon Willy Brandt berichtet." So sei es möglich geworden, dass der Deutsche Bundestag noch vor der Wahl 1994 das Grundgesetz geändert und die Privatisierung von Bahn und Post auf den Weg gebracht habe. "Bis heute bin ich stolz darauf." Einen wichtigen Rückhalt habe er in Kurt Beck gehabt: "Schon direkt nach meiner Wahl zum rheinland-pfälzischen Ministerpräsidenten, also 1991, hatte ich mit Kurt Beck vertraulich vereinbart: `Wenn mir irgendetwas zustößt, musst Du übernehmen.` Kurt Beck hielt mir als Kandidaten dann auch den Rücken frei." Scharping bedauert, dass es damals noch kein TV-Duell der Kandidaten gegeben habe. "Die direkte Debatte zwischen den beiden Spitzenleuten ist aus heutigen Wahlkämpfen nicht wegzudenken und ich finde es richtig, dass sich die Wählerinnen und Wähler ein direktes und eigenes Urteil von Persönlichkeiten und Politik bilden können." Heutigen Wahlkämpfern rät Scharping, im Wahlkampf auf Bewährtes zu setzen: "Die Linien sollten vorher klar gezogen sein und keine Partei und kein Kandidat sollte so dumm sein, im Wahlkampf neue Ideen mehrheitsfähig machen wollen. Guter Wahlkampf mobilisiert Vertrauen."

Meldung der dts Nachrichtenagentur vom 25.08.2013

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