Schavan will kein politisches Amt mehr übernehmen

Die als Bundesbildungsministerin zurückgetretene Annette Schavan strebt unabhängig vom Ausgang des Rechtstreits um ihre Doktorarbeit kein politisches Amt mehr an.

Berlin (dts Nachrichtenagentur) - "Alles hat seine Zeit", sagte die CDU-Bundestagsabgeordnete der "Welt" in ihrem ersten ausführlichen Interview seit der Entscheidung der Universität Düsseldorf, ihr den Titel abzuerkennen. "Ich öffne mich für eine neue Lebensphase. Ich kann wirken ohne Amt."

Sie werde dem Entwicklungsausschuss des Bundestages angehören, kündigte sie an. Sie wolle ihre Erfahrung einbringen, aber auch im Parlament keine höhere Aufgabe mehr übernehmen. "Ich nehme mein Mandat wahr, führe ein stilleres Leben als bislang, schreibe mehr und befasse mich stärker mit internationalen Fragen", berichtete sie.

Als Beispiel nannte sie Religionsdialoge. Die Aberkennung des Doktortitels empfinde sie "als Unrecht", sagte sie. Deshalb klage sie dagegen.

"Was geschehen ist, schadet nicht nur mir, sondern auch der Wissenschaft." In ihrer Arbeit über Gewissensbildung finde sie "heute auch schwache Stellen, aber es gibt angesichts von 880 Fußnoten keine Zweifel über die Textquellen", sagte Schavan. "Meine Arbeit wurde 30 Jahre lang als ein gutes Buch gesehen."

Sie nehme für sich in Anspruch, "integer gearbeitet" zu haben. Das Urteil des Verwaltungsgerichts Düsseldorf lasse sie auf sich zukommen, sagte Schavan. "Es geht mir nicht um den Titel. Es geht um ein Vorgehen, dass ich zu hundert Prozent für falsch halte." Sie forderte neue Standards für den Umgang mit Plagiatsvorwürfen. Jemandem zu sagen, er habe vor 33 Jahren in seinem Text zum Abschluss des Studiums absichtlich getäuscht, sei "mit einem irren Menschenbild verbunden", kritisierte sie. "Das wäre ja glatter Selbstbetrug gewesen und nicht allein Betrug an Doktorvater und Fakultät. Ein Selbstbetrug massiver Art, den man in seinem Leben auch nicht vergessen würde." Schavan zeigte sich überzeugt, dass es dem anonymen Plagiatsjäger um ihren Sturz ging: "Man muss da keine großen Vermutungen mehr anstellen. Das war ein Angriff auf meine Integrität."

Meldung der dts Nachrichtenagentur vom 26.12.2013

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