Schlachtbetriebe müssen Schweinefleisch verstärkt auf Geschlechtsgeruch kontrollieren

Weil aus Gründen des Tierschutzes immer weniger Ferkel kastriert werden, setzen die großen Schlachtbetriebe in Deutschland verstärkt Geruchskontrolleure ein, um stinkendes Schweinefleisch auszusortieren.

Berlin (dts Nachrichtenagentur) - Das berichtet das Nachrichtenmagazin "Focus". Dem Abteilungsleiter Landwirtschaft beim Marktführer Tönnies, Wilhelm Jäger, zufolge ist ein Anteil von weniger als drei Prozent der Ware olfaktorisch derartig belastet, dass sie vernichtet wird. Weitere drei bis fünf Prozent des Fleisches fielen in eine Kategorie, die "abgesondert" und nach Behandlungsarten wie Pökeln und Salzen verkauft werde.

Diese Vorgehensweise ruft "Focus" zufolge Kritik hervor, denn die gültige EU-Verordnung unterscheidet nur genusstaugliches und nicht taugliches Fleisch. Zu Letzterem zählt Ware mit "ausgeprägtem Geschlechtsgeruch", in der von Tönnies und anderen Schlachtern geübten Praxis offenbar eine Sache der Interpretation. Alternativen zur bisherigen Ferkelkastration bei vollem Bewusstsein sind Betäubung, Verabreichung von Schmerzmitteln und eine Art chemischer Kastration mit dem Mittel Improvac.

Während Betäubung und Schmerzlinderung ebenfalls Tierschutzfragen aufwerfen, schreckt die Branche nach "Focus"-Informationen vor dem zugelassenen und in anderen Ländern verwendeten Pharmastoff Improvac zurück. Denn Improvac ist teurer als die Geruchskontrolle und seine Anwendung birgt die Gefahr einer Diskussion um "Hormone im Fleisch".

Meldung der dts Nachrichtenagentur vom 09.10.2011

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