Schmidt: Athens Milliarden-Kredite existieren nur in den Büchern

Ein Bankrott Griechenlands und die Rückkehr der Griechen zur Drachme würde nach Meinung von Altkanzler Helmut Schmidt die deutschen Steuerzahler vermutlich keinen Cent kosten: Die Milliarden-Kredite für Athen existierten "zunächst einmal nur in den Büchern", sagte Schmidt der "Bild" (Donnerstag).

Berlin (dts Nachrichtenagentur) - Sie seien "eine Schuld auf dem Papier und sie wird auf dem Papier gestrichen." Aus dem deutschen Haushalt sei "bis heute kein Cent an Kredithilfe nach Athen überwiesen worden", so Schmidt weiter. "Wir haben Garantien und Bürgschaften unterschrieben. Mögliche Verluste wären dann davon abhängig, in welchem Umfang der Bund für diese Garantien eintreten würde. Der Hauptgläubiger dürfte die Bundesbank sein. Die müsste in ihren Bilanzen gewaltige Abschreibungen vornehmen. Aber den deutschen Steuerzahler würde das nicht direkt treffen." Der Altkanzler warnte dagegen vor einem Banken-Kollaps, wenn der Ausstieg der Griechen aus dem Euro ungeordnet ablaufe: "Die indirekten Folgen eines Grexit können viel schwerwiegender sein, wenn er schlecht gemanagt wird. Dann könnten zum Beispiel namhafte Banken in ernste Schwierigkeiten geraten."

Grundfehler der Euro-Krise sei der EU-Vertrag von Maastricht aus dem Jahr 1991, sagte Schmidt gegenüber "Bild". Damals habe Europa "alle Länder eingeladen, der EU und dem Euro beizutreten. Ohne jede Begrenzung der Zahl. Inzwischen sind es 28 Länder in der EU, 19 im Euro. Völlig verrückt! Alle Versuche, die politischen Strukturen auf diese Übergröße anzupassen, sind gescheitert", so der Altkanzler weiter. "Wir haben deshalb bis heute keine EU-Finanzpolitik, kein gemeinsames Steuerrecht, keine gemeinsame Haushaltspolitik. Die griechische Krise ist nur eine Konsequenz dieses Fehlers von Maastricht."

Meldung der dts Nachrichtenagentur vom 11.03.2015

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