Seehofer kritisiert Arbeitsbelastung von Spitzenpolitikern

Der bayerische Ministerpräsident Horst Seehofer hat die Arbeitsbelastung von Spitzenpolitikern kritisiert.

Berlin (dts Nachrichtenagentur) - In einem Interview mit "Bild am Sonntag" sagte er: "Mit Blick auf die zeitliche Inanspruchnahme sind politische Ämter zuweilen mörderisch. Man muss voll im Amt aufgehen, um es für das Land und die Menschen gut auszufüllen." Der CSU-Parteivorsitzende rief seine Kollegen zu einer Auseinandersetzung mit dem Thema auf und forderte eine Reduzierung des Terminstresses: "Wir haben es hier auf jeden Fall mit einem dicken Problem zu tun. Als Politiker müssen wir uns deshalb die Frage stellen, ob diese zeitliche Belastung wirklich so notwendig ist und von der Bevölkerung tatsächlich erwartet wird. Wir dürfen nicht vergessen: Politiker haben die ganze Woche über bis in die Nacht Termine und am Wochenende geht es im Wahlkreis weiter. Diese fast übermenschliche Terminfolge muss verringert werden."

Seehofer räumte ein: "Das liegt an uns selbst, wir haben das in der Hand." Als Entschuldigung für mangelnde Einsatzbereitschaft im Politikbetrieb will Seehofer seine Kritik jedoch nicht verstanden wissen. "Da gilt der alte Spruch: Wem es leicht zu heiß wird, der sollte nicht in die Küche gehen."

Der CSU-Vorsitzende zeigte Verständnis für Parteikollegen, die den angebotenen Posten des Bundesverteidigungsministers abgelehnt hätten: "Wenn sich ein Politiker wie in diesem Fall wegen der Belastungen für die Familie gegen ein höheres Amt entscheidet, dann hat man dies nicht zu kritisieren, sondern zu respektieren." Auf die Frage, ob der Weg des Berufspolitikers für ihn im Rückblick die richtige Lebensentscheidung gewesen sei, sagte der 61-Jährige: "Ja, uneingeschränkt. Ich komme aus einfachen Verhältnissen und hätte mir nie träumen lassen, eines Tages in den Bundestag zu kommen, Minister zu werden, an der Spitze des Freistaates Bayern und meiner Partei zu stehen."

Seehofer weiter: "Natürlich ist das mit aufreibender Arbeit und auch viel Ärger verbunden, aber es ist vor allem auch Freude und Erfüllung. Wo können Sie denn sonst mehr für die Lebensgrundlagen für ein Volk tun, wo können Sie mehr für die Philosophie einer sozial gerechten Gesellschaft machen?" Politiker sei für ihn "trotz allem ein Traumberuf".

Meldung der dts Nachrichtenagentur vom 06.03.2011

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