Sozialdemokrat Lagodinsky tritt aus Protest gegen Sarrazin aus SPD aus

Aus Protest gegen das Ende des Ausschussverfahrens von Thilo Sarrazin aus der SPD hat der Gründer des "Arbeitskreises jüdischer Sozialdemokraten", Sergey Lagodinsky, die Partei verlassen.

Berlin (dts Nachrichtenagentur) - In einem Brief an die SPD-Generalsekretärin Andrea Nahles, der der "Süddeutschen Zeitung" vorliegt, schreibt er, "als jüdischer Mensch" habe er die Möglichkeit gesehen, "die lange Tradition der Juden in Deutschland wiederzubeleben, nunmehr gemeinsam mit anderen Minderheiten und Mehrheiten in unserem Lande". Diese Hoffnung aber sei "mit der plötzlichen Rücknahme des Antrags zum Ausschluss des Immernoch-Genossen Sarrazin gescheitert". Lagondinsky: "Ich kann es in einer Partei mit einem Sarrazin aushalten, aber ich kann es nicht in einer Partei aushalten, die sich aus Angst vor dem Stammtisch einem Sarrazin nicht stellen will. Oder noch schlimmer: die nicht mal weiß, ob sie das will." Der 1975 geborene Jurist Sergey Lagodinsky, der 1993 aus Russland nach Deutschland gekommen war, gehört zur jungen Generation der zugewanderten Juden. Er ist Präsidiumsmitglied der Repräsentantenversammlung der Jüdischen Gemeinde zu Berlin.

Der Umgang mit Thilo Sarrazin sei bezeichnend "für die allgemeine Orientierungslosigkeit der Partei im Umgang mit Vielfalt als brennendem Thema unserer Gegenwart". Lagondinsky weiter: "Während die Anhänger Sarrazins triumphieren, stoßen sich zahlreiche Sarrazin-Kritiker ihre Köpfe wund gegen diese Wand der Verschwiegenheit, in die sich die Spitze eingemauert hat. Selten haben die Facebook-Diskussionen ratloser gewirkt, selten waren zahlreiche junge SPD-Mitglieder betrübter und beschämter über die eigene Partei als sie es am Karfreitag waren."

Meldung der dts Nachrichtenagentur vom 26.04.2011

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