Spaniens ehemaliger Regierungschef González fordert Unterstützung von Deutschland

Der ehemalige spanische Ministerpräsident (1982 bis 1996) Felipe González, sieht Deutschland in der Pflicht, mehr für die Euro-Rettung zu tun.

Madrid (dts Nachrichtenagentur) - In einem Beitrag für die "Bild-Zeitung" (Samstagausgabe), begründet der Ex-Regierungschef dies unter anderem mit der Zustimmung Spaniens zur Deutschen Einheit: "Ich habe seit jener Nacht im November, als die Berliner Mauer fiel, die Vereinigung Deutschlands unterstützt. (...) Wie es Helmut Kohl mit seinem Satz zum Ausdruck brachte, dass er diejenigen, die ihn in jener fantastischen Nacht anriefen, an den Fingern einer Hand abzählen konnte, teilten die meisten politischen Führer jener Zeit, die auf Grund der Erfahrungen des furchtbaren 20. Jahrhunderts voller Misstrauen waren, diese Position nicht. Ich war fest davon überzeugt, dass das vereinigte Deutschland (...) ein ,europäisches Deutschland` sein würde (...). Bei den sich heute in ganz Europa ausbreitenden nationalistischen Bestrebungen muss ich allerdings gestehen, dass ich von Deutschland erwarte, dass es seiner Rolle innerhalb Europas nachkommt, um der Krise zu begegnen, damit wir gestärkt aus ihr hervorgehen. Europa braucht mehr denn je ein proeuropäisches Deutschland. Deutschland braucht Europa." Der Politiker weist jedoch auch auf Verfehlungen Spaniens hin, die zu den aktuellen Problemen geführt haben.

"Aber meine Position soll nicht zu Fehlinterpretationen führen. Spanien muss mit aller Entschiedenheit die Korrektur der Fehler fortsetzen, die durch die in dem Jahrzehnt vor der Implosion des Finanzsystems begangenen Exzesse verursacht wurden. (...) Ein Fehler bei der Gestaltung der Währungsunion führte dazu, dass ein Land wie Spanien die Anforderungen des Stabilitätspaktes in vollem Umfang erfüllte (...) und sich seine Ökonomie gleichzeitig in einem nicht nachzuvollziehenden Umfang verschuldete. Es gab im Stabilitätspakt ein Kontrollsystem, das Spanien besser als Deutschland einhielt, und wirtschaftliche Unterschiede, die uns zu einer unerträglich negativen Zahlungsbilanz führten."

Deshalb sieht González vor allem Deutschland in der Pflicht: "Deutschland muss diese Entwicklung unterstützen und mit dem enormen Einfluss, dass es auf die EZB und die gesamte EU hat, verhindern, dass unser Land als Folge von Spekulationen übertrieben hohe Zinsen zahlen muss."

Meldung der dts Nachrichtenagentur vom 18.08.2012

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