Stasi-Behördenleiter Jahn: Stasi-Aufarbeitung ohne Ende

Der neue Bundesbeauftragte für die Stasi-Unterlagen, Roland Jahn, hat sich gegen alle Pläne zur Schließung seiner Behörde ausgesprochen.

Berlin (dts Nachrichtenagentur) - "Ein Ende der Behörde ist nicht absehbar", erklärte er in einem Gespräch mit dem "Spiegel". Alle bisherigen Prognosen hätten sich als falsch erwiesen. "Der Bedarf an Aufarbeitung ist ungebrochen."

Als zukünftigen Schwerpunkt seiner Arbeit bezeichnete Jahn den "Alltag in der Diktatur". Dabei sprach er sich für einen differenzierten Umgang mit persönlichen Verstrickungen aus: "Ich bin kein Anhänger des Automatismus: IM gleich Entlassung." Er zeigte Verständnis für "unterschiedliche Perspektiven" auf die DDR. Auch in der Diktatur habe die Sonne geschienen.

"Es gab eben beides: Knast in Hohenschönhausen und FKK an der Ostsee." Zugleich plädierte Jahn für die Unterstützung der Aufarbeitung der Diktaturen in den arabischen Staaten. "Auch in diesen Gesellschaften geht es Menschen um Aufklärung", erklärte er.

Es gebe konkret Anfragen aus Ägypten danach, wie die Öffnung und Sicherung von Akten erfolgen könne. Von dem Prozess der Aufarbeitung würden alle profitieren. "Vielleicht lernen dann auch deutsche Politiker, eine Diktatur nicht erst dann Diktatur zu nennen, wenn der Staat Menschen auf der Straße erschießt."

Meldung der dts Nachrichtenagentur vom 26.03.2011

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