Steinbrück fühlt sich durch US-Abhörskandal an seine Stasi-Überwachung erinnert

SPD-Kanzlerkandidat Peer Steinbrück fühlt sich angesichts des NSA-Abhörskandals an seine Überwachung durch die DDR-Staatssicherheit erinnert.

Berlin (dts Nachrichtenagentur) - Als Mitarbeiter der Ständigen Vertretung der Bundesrepublik in Ost-Berlin Anfang der 80er Jahre seien seine Telefonate abgehört worden, sagte Steinbrück in einem Gespräch mit der Wochenzeitung "Die Zeit". "Manche würden vielleicht sogar sagen: Na gut, das hat sich bis heute ja kaum verändert", ergänzte er. Die Stasi sei für ihn damals "allgegenwärtig" gewesen.

"Man spürte, wenn die hinter einem herfuhren. Man erkannte sie immer ganz gut an ihren Kunstlederjacken", sagte der SPD-Politiker. Diese Überwachung sei ihm vorgekommen wie in einem "alten John-le-Carré-Film": "Auf dem Hotelflur saß eine gewichtige Dame, die immer genau aufschrieb, wann man ging und wann man kam. Das Zimmer war verwanzt, logisch." Nach der Wende habe er sich allerdings dagegen entschieden, seine Akte bei der Stasi-Unterlagenbehörde einzusehen. "Ich will das nicht wissen", sagte der 66-Jährige.

"Ich glaube, dass viele Menschen Eingang in diese Akten gefunden haben, ohne dass es ihnen bewusst war. Einige vielleicht aus Fahrlässigkeit." Er wolle nicht, dass bei ihm ein Verdacht hängen bleibe, ergänzte Steinbrück.

"Ich würde auch zögern, denen, die unter Druck zur Zusammenarbeit verpflichtet wurden, Vorwürfe zu machen." Er sei in seiner Zeit an der Ständigen Vertretung der Bundesrepublik "Bürger in der DDR" gewesen, sagte Steinbrück. Das unterscheide ihn von vielen anderen Politikern aus den alten Ländern. "Ich bin vermutlich der einzige westdeutsche Politiker, der schon weit vor der Wende in Ost-Berlin gewohnt hat", sagte der frühere Bundesfinanzminister.

Meldung der dts Nachrichtenagentur vom 03.07.2013

Zur Startseite