Streit zwischen Kanzleramtsminister Pofalla und Bosbach wegen Euro-Rettungsschirm heftiger als bislang bekannt

Kanzleramtsminister Ronald Pofalla (CDU) und der Innenausschussvorsitzende Wolfgang Bosbach (CDU) sind im Streit um die Erweiterung des Euro-Rettungsschirms weitaus härter aneinander geraten als bislang bekannt.

Berlin (dts Nachrichtenagentur) - Nach Informationen von "Bild am Sonntag" warf Pofalla seinem Parteifreund nicht nur an den Kopf: "Ich kann deine Fresse nicht mehr sehen." Sondern auch: "Du redest ja doch nur Scheiße." Bei der Begegnung der beiden Kontrahenten am Montagabend in der Landesvertretung von Nordrhein-Westfalen hat Pofalla nach Angaben von Sitzungsteilnehmern Bosbach weiter mit den Worten beschimpft: "Du machst mit Deiner Scheiße alle Leute verrückt."

Innen-Experte Bosbach verteidigte seine harte Haltung im Streit um den Euro-Rettungsschirm mit Verweis auf Gewissensentscheidungen von Abgeordneten. Bosbach wird sich übernächste Woche mit Pofalla im Kanzleramt treffen. "Ich versuche, den Vorgang zu vergessen. Ronald Pofalla und ich haben miteinander telefoniert. Für die übernächste Woche haben wir uns zum Vier-Augen-Gespräch im Kanzleramt verabredet", sagte Bosbach der "Bild am Sonntag". Pofalla wollte sich auf Anfrage nicht äußern.

Pofallas Ausraster sorgten für scharfe Kritik in beiden Koalitionsfraktionen: Parteifreundin Erika Steinbach, Vorsitzende der Arbeitsgruppe für Menschenrechte im Bundestag, sagte "Bild am Sonntag": "Das ist keine Art und Weise mit verdienten Fraktionsmitgliedern umzugehen. Es darf nicht sein, dass wir Kollegen mobben oder sogar beschimpfen, wenn sie eine andere Meinung haben und auch dazu stehen. Das schadet der Demokratie in unserem Land."

Der FDP-Abgeordnete Erwin Lotter bezweifelt Pofallas Fähigkeiten als wichtiger Regierungskoordinator: "Mit seinen Ausrastern vergiftet Herr Pofalla nicht nur das politische Klima in seiner eigenen Fraktion, sondern in der gesamten schwarz-gelben Koalition. Das stellt seine Eignung als Kanzleramtsminister in Frage."

Meldung der dts Nachrichtenagentur vom 02.10.2011

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