Stromlobby will im Notfall Kühlschränke ausschalten

Per Chip in den Haushaltsgeräten wollen die Stromriesen Kühlschränke, Durchlauferhitzer oder Klimaanlagen herunterregeln: Eingreifen wollen die Konzerne immer dann, wenn durch eine Überlastung des Stromnetzes ein Black-Out droht.

Berlin (dts Nachrichtenagentur) - Das hat der Verband Entso-e, der Verband europäischer Übertragungsnetzbetreiber, gegenüber der "Neuen Westfälischen Zeitung" bestätigt. Die Hersteller von Haushaltsgeräten laufen Sturm gegen die Pläne. Sie unterstellen den Energiekonzernen, keineswegs nur am Temperaturregler drehen zu wollen, sondern die Geräte aus der Ferne gleich ganz abstellen zu wollen.

"Das ist ein Eingriff in die Selbstbestimmung des Verbrauchers", kritisiert Fridolin Weindl, Sprecher des Haushaltsgeräteherstellers Bosch. Weindls Kritik entzündet sich auch daran, dass der Verbraucher die Kosten für die technische Aufrüstung der Geräte tragen solle. Bis zu 50 Euro werde die Ausrüstung kosten, meint Weindl.

Diese Schätzung sei viel zu hoch gegriffen, meint dagegen Gerald Kaendler vom Verband Entso-e. "Die Kosten liegen im einstelligen Euro-Bereich." Es gehe lediglich darum, Neugeräte mit einem Chip auszurüsten, der ins Übertragungsnetz "hineinhorcht".

Rutsche die Frequenz unter oder über eine festgelegte Schwelle der für eine sichere Stromversorgung nötigen 50 Hertz, würde der Kühlschrank von sich aus das Kühlziel um rund ein Grad anheben. "Kein zentrales Eingreifen des Stromversorgers", stellt Kaendler klar, "es geht nicht um eine Fernbedienung." Der Kunde merke nichts davon, dafür sei der Eingriff ein "signifikanter Beitrag zur Systemsicherheit".

Unklar ist derzeit noch, wie lange die Geräte heruntergeregelt oder gar abgeschaltet werden. Der Verband Entso-e geht von Sekunden, in Ausnahmefällen Minuten oder einer halben Stunde aus. Das alles sei besser als ein Blackout, heißt es - weil man ja nicht alternativ zentral das Licht ausschalten wolle. Entso-e hat seine Planungen Anfang des Jahres auf Auftrag der EU-Kommission eingereicht.

Meldung der dts Nachrichtenagentur vom 23.02.2013

Zur Startseite