Studie: Athen heute weniger zahlungsfähig als vor der Krisenrettung

Griechenlands ist heute weniger in der Lage, seine Auslandsschulden zurückzuzahlen, als noch im Jahr 2010: Damals musste das Land mit milliardenschwerer internationaler Unterstützung vor dem Staatsbankrott gerettet werden.

Athen (dts Nachrichtenagentur) - Das ist das Ergebnis einer aktuellen Analyse der Freiburger Denkfabrik Centrum für Europäische Politik (CEP), berichtet die "Welt am Sonntag". "Die Kreditfähigkeit Griechenlands verfällt nach wie vor ungebremst", schreiben demnach die Autoren Lüder Gerken und Matthias Kullas. "Die Reformen der vergangenen Jahre und die massiven Finanzhilfen in Höhe von 234 Milliarden Euro haben daran nichts geändert."

Die Kreditfähigkeit des Landes verfällt demnach seit dem Jahr 2013 wieder; vorher hatte sie sich seit 2010 nur in einem Jahr verbessert. Die Wissenschaftler untersuchen regelmäßig die Fähigkeit der Euro-Länder und ausgewählter außereuropäischer Staaten, ihre Auslandskredite zurückzuzahlen. In den sogenannten cepDefault-Index fließt nicht nur die Staatsverschuldung ein, sondern die auch die Finanzsituation der Banken, Unternehmen und privaten Haushalte - mithin der gesamten Volkswirtschaft.

Zusätzlich zur Verschuldung berücksichtigen die Forscher für ihren Index die Wettbewerbsfähigkeit der griechischen Unternehmen auf den Weltmärkten. Für Co-Verfasser Matthias Kullas ist die mangelnde Wettbewerbsfähigkeit der griechischen Unternehmen denn auch die zentrale Ursache der desolaten wirtschaftlichen Lage. "Die griechische Wirtschaft ist nach wie vor nicht wettbewerbsfähig und die Löhne sind immer noch zu hoch", sagte Kullas.

Die Autoren der Studie zweifeln deshalb am Nutzen eines zweiten Schuldenschnitts für Griechenland, der gegenwärtig diskutiert wird. "Ein Schuldenschnitt würde nur bei der bestehenden Staatsverschuldung ansetzen. Er könnte aber die zentrale Ursache der griechischen Misere, nämlich die mangelnde Wettbewerbsfähigkeit nicht beseitigen und würde die griechischen Probleme allenfalls kurzfristig lindern."

Meldung der dts Nachrichtenagentur vom 18.01.2015

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