Studie: Auszubildende oft schon vor Berufsleben desillusioniert

Viele Auszubildende, die einmal in handwerklichen Berufen und auf dem Bau arbeiten werden, sind bereits vor dem Eintritt in das Berufsleben desillusioniert.

Berlin (dts Nachrichtenagentur) - Das ist das Ergebnis einer großangelegten Umfrage der Industriegewerkschaft Bauen Agrar Umwelt (IG BAU), die der Tageszeitung "Die Welt" vorliegt. Die Mehrzahl der Lehrlinge fühlt sich ausgenutzt: Sie klagen über geringe Bezahlung, zu wenig Freizeit und unsicherer Beschäftigungsverhältnisse. Die Auszubildenden sind zwar überwiegend sicher, dass sie nach der Ausbildung übernommen werden.

Gleichzeitig rechnet aber die überwiegende Mehrheit damit, dass die Arbeitsplätze künftig nicht sicher sind: Rund 78 Prozent erwarten, dass es künftig mehr befristete Arbeitsverträge geben wird und mehr als 70 Prozent rechnen damit, dass künftig niemand mehr vor Kündigungen sicher sein wird. Besonders pessimistisch sind die jungen Berufsstarter beim Thema Bezahlung. Gut 60 Prozent der Auszubildenden erwarten, dass die Lebenshaltungskosten auch künftig schneller steigen werden als ihre Löhne.

Auch für die Zukunft sind die Auszubildenden nicht positiv gestimmt: Zwei Drittel der Befragten erwarten, dass der Lohn allein nicht zum Leben reichen wird. Und gut die Hälfte glaubt, dass sie in Zukunft mehrere Arbeitsstellen benötigen werden, um nicht auf Hartz IV angewiesen zu sein. An der Untersuchung nahmen 3.500 Auszubildende teil, von denen die meisten in den Branchen der IG BAU arbeiten.

Zu den vertretenen Ausbildungsberufen gehören zum Beispiel Dachdecker, Maurer, Straßenbauer, Maler und Lackierer, Forstwirte, Fliesenleger oder Gebäudereiniger. In vielen der besonders stark vertretenen Branchen werden sehr geringe Löhne gezahlt: So verdienten die befragten angehenden Gebäudereiniger im zweiten Lehrjahr im Durchschnitt nur 331 Euro im Monat, ein angehender Zimmermann im Schnitt sogar nur 225 Euro. Bei der Mehrheit der Befragten reicht das aktuelle Einkommen gerade so aus.

Die Mehrheit erwartet aber gleichzeitig, dass künftig ein Zweitjob nötig sein wird, um genug zum Leben zu haben.

Meldung der dts Nachrichtenagentur vom 22.04.2011

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