Studie: Bezahlung von Vorständen wird zum "Vergütungs-Roulette"

Vorstandsgehälter sind oft ein Zufallsprodukt der Entwicklung von Aktien- und Optionskursen und haben mit der tatsächlichen Leistung der Manager wenig zu tun.

Berlin (dts Nachrichtenagentur) - Zu diesem Ergebnis kommt die Schweizer Vergütungsberatung Obermatt in einer Studie, die der Tageszeitung "Die Welt" (24. März) vorliegt. Die Mängel in den gängigen Vergütungssystemen bescheren manchen Managern unverdiente Gewinne. Andere Wirtschaftsführer verlieren dagegen durch Kursschwankungen Geld, obwohl die Aktionäre im selben Zeitraum profitieren.

Das Problem liegt dabei in der Bezahlung mit Aktien oder Aktienoptionen. Diese Bestandteile gewinnen in vielen Unternehmen an Bedeutung, auch aufgrund der schärferen gesetzlichen Vorgaben für die Vorstandsgehälter. Dieses System gleicht allerdings oft einem "Vergütungs-Roulette", so das Ergebnis der Studie.

Besonders eine Bezahlung mit Aktienoptionen führe "oft zu unverdienten Ergebnissen", sagte Obermatt-Geschäftsführer Hermann Stern der "Welt". Da sich Optionswerte teils ganz anders entwickeln als Aktienkurse, können einige wenige Manager bei mehrjährigen Optionsprogrammen aberwitzige "Lottogewinne" verzeichnen. Zwei Drittel der Vorstände erhalten dagegen weniger ausgezahlt als ursprünglich zugesagt.

Für die Studie hat Obermatt die Aktienkurse der 100 größten deutschen Unternehmen in den vergangenen zwanzig Jahren betrachtet und ein einheitliches Optionsmodell mit gängigen Annahmen unterstellt - für eine genaue Auswertung, welcher Manager wie viel gewonnen oder verloren hat, reichen die veröffentlichten Daten der Konzerne nicht aus. Dennoch lässt sich ablesen, welch skurrile Blüten eine Bezahlung in Optionen treiben kann. So hätte ein Vorstand des Medienkonzerns ProSiebenSat.1 in den vergangenen fünf Jahren den Wert eines in Optionen bezahlten Bonus` versechsfachen können - während der Aktienkurs im selben Zeitraum um 30 Prozent absackte.

Das umgekehrte Phänomen zeigt sich etwa beim Düngemittelhersteller K+S: Der Aktienkurs ist seit 2007 um 88 Prozent gestiegen, während der Wert eines typischen Optionsplans gleichzeitig um 36 Prozent sank. Das in Deutschland weiter verbreitete System, den Managern umso mehr Aktien zuzuteilen, je rentabler das Geschäft läuft schneidet etwas besser ab. Es ist für die Unternehmen aber teuer - sie müssen mehr Geld für die Bezahlung eines Managers aufwenden, als letztlich bei diesem ankommt, weil Kursverluste einen Teil aufzehren. Schließlich werden in diesem System gerade dann besonders viele Aktien zugeteilt, wenn der Kurs hoch ist - das treibt die Kosten für die Vergütung in die Höhe. Diese Mängel dürften zu den steigenden Vorstandsgehältern in den Vergangenen Jahren beigetragen haben, meint Stern: "Die Vorstände dürften von ihren Aufsichtsräten eine Kompensation für ihre Verlustrisiken eingefordert haben." Gleichzeitig schraubten die ungerechtfertigten Gewinne einzelner Manager die Ansprüche an die künftige Bezahlung in die Höhe.

Meldung der dts Nachrichtenagentur vom 24.03.2012

Zur Startseite