Studie: Demokratieverständnis bei Muslimen ausgeprägter als bei Ostdeutschen

Das Demokratieverständnis ist bei Muslimen in Deutschland offenbar ausgeprägter als bei Ostdeutschen.

Berlin (dts Nachrichtenagentur) - Zu diesem Ergebnis kommt laut der "Welt am Sonntag" der neue "Religionsmonitor" der Bertelsmann Stiftung. Während 80 Prozent der Muslime den Satz "Die Demokratie ist eine gute Regierungsform" bejahen, sind es bei den Ostdeutschen nur 76 Prozent. In Westdeutschland liegt die Zustimmung bei 88 Prozent.

Unter den Konfessionen ist die Zustimmung bei den Protestanten am höchsten (90 Prozent), gefolgt von den Katholiken (86 Prozent) und den Konfessionslosen (80 Prozent). Auch bei ethisch-moralische Fragen verlaufen die Trennlinien eher zwischen Ost und West oder zwischen den Konfessionen als zwischen westlicher und muslimischer Welt. Dass ein Schwangerschaftsabbruch grundsätzlich erlaubt sein sollte, finden laut Studie 54 Prozent der Westdeutschen, aber 69 Prozent der Ostdeutschen.

Bei Konfessionslosen (73 Prozent) und Protestanten (62 Prozent) spricht sich jeweils eine klare Mehrheit für den legalen Abbruch aus, bei den Katholiken (46 Prozent) und Muslimen (35 Prozent) nur eine Minderheit. Bei der Frage, ob Homosexuelle heiraten dürfen sollten, gibt es unter Muslimen zwar deutlich weniger Zustimmung (48 Prozent) als bei Katholiken und Protestanten (70 und 78 Prozent) sowie den Konfessionslosen (87 Prozent), aber dennoch spricht sich fast jeder zweite Muslim dafür aus. Anders bei der Sterbehilfe.

Während bei allen anderen Konfessionen das Thema auf hohe Zustimmung trifft, glauben es nur 42 Prozent der Muslime, dass ein unheilbar Kranker das Recht auf einen selbstbestimmten Tod habe. Deutliche Unterschiede gibt es bei Fragen nach dem Verhältnis von Religion und Politik. Jeder dritte Muslim ist der Ansicht, dass führende Vertreter der Religionen Einfluss auf die Entscheidungen der Regierung nehmen sollte - das sind deutlich mehr als bei den anderen Konfessionen.

39 Prozent der Muslime bejahten die Aussage, "dass in religiösen Fragen vor allem meine eigene Religion Recht und andere Religionen eher Unrecht haben" - mehr als dreimal so viel wie Katholiken (12 Prozent) und Protestanten (11 Prozent). Für den Religionsmonitor wurden im November und Dezember 2012 insgesamt rund 14.000 Menschen in 13 Ländern zu ihrer persönlichen Religiosität, ihren Wertehaltungen und dem Verhältnis von Religion, Politik und Gesellschaft befragt.

Meldung der dts Nachrichtenagentur vom 27.04.2013

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