Studie: Deutsche Wirtschaft fürchtet neues Pflegegesetz

Die deutsche Wirtschaft befürchtet erhebliche Nachteile durch die Einführung des geplanten Familienpflegegesetzes.

Berlin (dts Nachrichtenagentur) - Das geht aus einer Studie hervor, die der Zeitung "Die Welt" vorab vorliegt. Laut der Forsa-Umfrage äußert jeder zweite Betrieb Bedenken gegenüber dem Gesetzesentwurf von Bundesfamilienministerin Kristina Schröder. Dieser sieht vor, künftig Angestellten, die ihre Angehörigen pflegen, eine Arbeitszeitreduzierung um bis zu 50 Prozent zu ermöglichen, und dies maximal zwei Jahre lang.

Im Gegenzug sollen die Beschäftigten im Anschluss an die Pflegezeit wieder Vollzeit arbeiten und dafür ebenfalls 75 Prozent ihres Gehalts erhalten - so lange, bis der Saldo wieder ausgeglichen ist. Das Gesetz zur Familienpflegezeit soll zum Jahresbeginn in Kraft treten. Laut der Studie, die vom Zentrum für Qualität in der Pflege (ZQP), einer Stiftung des Verbandes der Privaten Krankenversicherung, in Auftrag gegeben wurde, befürchtet ein großer Teil der gut 200 befragten Unternehmen in Zukunft höhere Personalkosten durch das Gesetz.

Zum einen müsse insgesamt mehr Personal vorgehalten werden, um die Ausfallzeiten auszugleichen, so der Tenor unter den Befragten. Zum anderen befürchten viele Studienteilnehmer, dass ein großer Teil der Beschäftigten nach dem Ablauf der maximal zweijährigen Pflegephase nicht in ihren Beruf zurückkehren, weil der Angehörige auch weiter gepflegt werden muss, und die Arbeitgeber auf den gezahlten Vorschussleistungen - 75 Prozent Gehalt für 50 Prozent Arbeitszeit - sitzen bleiben. Bereits das aktuell geltende Pflegezeitgesetz wird laut den Ergebnissen der Befragung von der Mehrzahl der Unternehmen kritisch gesehen.

62 Prozent der Firmen gaben an, Schwierigkeiten bei der Umsetzung zu haben. Das derzeitige Gesetz schreibt Arbeitgebern vor, ihren Mitarbeitern eine bis zu sechsmonatige Auszeit ohne Lohnfortzahlung zu ermöglichen. Besonders kleine Betriebe befürchten Nachteile durch den Wegfall von Fach- und Führungskräften.

"Unsere Umfrage zeigt, dass die Vereinbarkeit von Beruf und Pflege im Gegensatz zur Kindererziehung noch nicht in der Mitte der Gesellschaft angekommen ist", bilanziert der Vorstandsvorsitzende des ZQP, Ralf Suhr.

Meldung der dts Nachrichtenagentur vom 19.10.2011

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