Studie: Deutsche haben Doppelmoral bei Steuerhinterziehung

Wenn Reiche und Prominente Steuern hinterziehen, verurteilen die Deutschen dies scharf.

Berlin (dts Nachrichtenagentur) - Bei sich selbst dagegen findet viele es dagegen in Ordnung, so eine Studie, die der "Welt" vorab vorliegt. Fast jeder fünfte Bundesbürger hat laut der repräsentativen Umfrage im Auftrag der Essener Minijob-Zentrale schon einmal Arbeiter schwarz beschäftigt, zum Beispiel als Putzfrau. Gleichzeitig gaben 65 Prozent der Befragten in der Forsa-Untersuchung unter 1.000 Deutschen an, Schwarzarbeit schade der Gemeinschaft - und ganze 99 Prozent sind überzeugt, dass Schwarzarbeit und Steuerhinterziehung bei Reichen und öffentlichen Personen inakzeptabel sei.

"Die Umfrage zeigt, dass Denken und Handeln zwei grundverschiedene Dinge sind", sagte der Leiter der Minijob"Zentrale, Erik Thomsen. Das zeige auch die Statistik seines Hauses: Rund eine Viertelmillion Haushaltshilfen sind offiziell bei der Zentrale gemeldet. "Wir schätzen aber, dass es bis zu vier Millionen Haushaltshilfen in Deutschland gibt", sagt Thomsen. Geht man davon aus, dass noch einmal so viele Bundesbürger diese Schwarzarbeit leisten, würde das bedeuten, dass jeder Zehnte im Land Wirtschaftskriminalität begeht. Fast 40 Prozent der Umfrageteilnehmer sagten, sie verurteilten niemanden, der durch kleine Tricks Geld sparen wolle, zum Beispiel bei der Steuererklärung. Der Grund für diese Widersprüchlichkeit ist wohl, dass solche Eliten sich für die höheren Moralvorstellungen, die an sie gestellt würden, schließlich auch bezahlen ließen. Das vermutet Dominik Enste, Professor für Verhaltensökonomik und Wirtschaftsethik am Institut der Deutschen Wirtschaft (IW) in Köln. In der Wahrnehmung der Bürger gilt der Zusammenhang: Wer viel Geld verdient und in einer privilegierten Stellung ist, an den werden im Gegenzug höhere moralische Standards angelegt als an den Normalbürger", sagt Enste.

Meldung der dts Nachrichtenagentur vom 23.05.2013

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