Studie: Deutsche haben gravierende Wissenslücken bei der ökonomischen Bildung

Das ökonomische Grundwissen der Deutschen weist einer Studie zufolge eklatante Mängel auf.

Düsseldorf (dts Nachrichtenagentur) - Zu dieser Erkenntnis kommt ein dreiköpfiges Forscherteam um den Berliner Bildungspsychologen Gerd Gigerenzer. Die Untersuchung liegt dem "Handelsblatt" exklusiv vor. Mit 24 Fragen aus den Bereichen Verbraucherschutz, Wirtschaftspolitik und Geldanlage hatten die Forscher untersucht, ob das ökonomische Basiswissen der Deutschen ausreicht, um sich gefahrlos in der Wirtschaftswelt zurechtzufinden.

Im Schnitt konnten die rund 1.000 Befragten weniger als 14 Fragen richtig beantworten. Damit sind die Wissenslücken sogar noch gewachsen: Im Vergleich zu einer früheren Untersuchung im Jahr 2010 ist die durchschnittliche Zahl der korrekten Antworten um eine halbe gesunken. Bei den Fragen ging es nicht um komplexe ökonomische Theorie, sondern um einfache Fakten und Zusammenhänge.

Dennoch wussten mehr als ein Drittel der Befragten nicht, dass Investitionen in deutsche Staatsanleihen grundsätzlich sicherer sind als jene in Aktien, Fonds oder Zertifikate. Auch dass Dänemark eine eigene Währung hat, war lediglich gut der Hälfte bekannt. An simpler Zinseszinsrechnung, wie sie nötig ist, um Kreditkonditionen zu verstehen, scheiterten sogar mehr als 70 Prozent.

Die Autoren der Studie sprechen daher von "schwerwiegenden Wissenslücken über ökonomische Fakten und Zusammenhänge." Gravierend sei auch der Unterschied zwischen den Geschlechtern: Im Schnitt konnten die befragten Männer zwei Fragen mehr beantworten. Angesichts der schlechten ökonomischen Grundbildung fordern die Initiatoren der Studie ein Umdenken in der Bildungspolitik: Der praktische Umgang mit Handyrechnungen, Konsumentenkrediten und Geldanlagen müsse dringend zum Lehrplan gehören, so die Forscher.

"Während die politische Bildung in Deutschland völlig etabliert ist, hat die ökonomische keine Lobby", kritisiert der Volkswirt Marco Lehmann-Waffenschmidt von der TU Dresden.

Meldung der dts Nachrichtenagentur vom 11.03.2013

Zur Startseite