Studie: Kassenpatienten in Bayern bei Arztterminvergabe im Nachteil

Kassenpatienten warten in Bayern im Schnitt 23 Tage länger auf einen Arzttermin als Privatversicherte.

München (dts Nachrichtenagentur) - Das berichtet die "Süddeutsche Zeitung" (Dienstagsausgabe) unter Berufung auf eine Studie der Grünen. Besonders schlecht schneiden demnach das Allgäu sowie Bayreuth, Bamberg und Hof ab. Dort bekommen Kassenpatienten dem Bericht zufolge ihren Arzttermin durchschnittlich 27 Tage später als Patienten, die privat versichert sind.

Am kürzesten sei die Wartezeit in München, doch selbst dort müssten Kassenpatienten durchschnittlich 19 Tage länger auf einen Termin warten als Privatpatienten. Die Demografie-Expertin der Grünen im Bundestag, Doris Wagner, sagte dem Blatt: "Es ist nicht hinnehmbar, dass es solche Unterschiede gibt. Gerade für Kassenpatienten mit ernsthaften Problemen."

Wagner habe im November und Dezember innerhalb von drei Wochen insgesamt 350 Facharztpraxen in ganz Bayern anrufen lassen - je zweimal hintereinander in kurzen Abständen, heißt es in dem Bericht weiter. Beide Male hätten die Anrufer um einen Termin gebeten: einmal als Kassenpatient und einmal als Privatpatient. Das Ergebnis: Nur bei jeder dritten Praxis habe es "keinen oder kaum einen Unterschied" gemacht, "ob man als Kassenpatient oder privat versichert war".

In vielen anderen Fällen dagegen hätten sich die Wartezeiten sogar um mehr als hundert Tage unterschieden. "Spitzenreiter war hier ein Augenarzt aus Kaufbeuren: Als Kassenpatient wurde uns ein Termin nach 260 Tagen angeboten, als privat Versicherte nach sieben", zitiert das Blatt aus der Studie. Wie es in dem Bericht weiter heißt, sieht Wagner die bessere Bezahlung von Leistungen als Hauptgrund dafür, dass Ärzte Termine lieber an Privatpatienten vergeben.

"Wenn Ärzte für einen Privatpatienten mehr als das Doppelte an Honorar bekommen, ist eine Bevorzugung bei der Terminvergabe nachvollziehbar", sagte die Abgeordnete der Zeitung. Die Grünen plädierten deshalb für eine Bürgerversicherung. "Hier zahlen alle nach ihrer Leistungsfähigkeit in einen gemeinsamen Topf und der Arzt hat keine Gründe, bestimmte Personen zu bevorzugen", sagte Wagner. Die Kassenärztliche Vereinigung Bayerns dagegen warf den Grünen "politischen Aktionismus" vor. Dem Bericht zufolge hält auch Gesundheitsministerin Melanie Huml (CSU) die Arztwartezeiten in Bayern für unproblematisch. "Bei über zehn Million gesetzlich Versicherten in Bayern sind konkrete Beschwerden über zu lange Wartezeiten sehr selten", sagte sie der SZ.

Meldung der dts Nachrichtenagentur vom 28.12.2015

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