Studie: Viele Selbstständige verdienen unter Mindestlohn

Viele Selbstständige verdienen je Stunde weniger als das Mindestlohnniveau.

Berlin (dts Nachrichtenagentur) - Das zeigt eine neue, noch unveröffentlichte Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW), die der F.A.Z. (Mittwochsausgabe) vorab vorliegt. "18 Prozent der Solo-Selbständigen in Deutschland, das sind etwa 400.000, verdienen weniger als fünf Euro netto je Stunde und haben damit weniger als den aktuellen Bruttomindestlohn", erklärte DIW-Forschungsdirektor Alexander Kritikos der F.A.Z. Unter den abhängig Beschäftigten lag nur jeder Zehnte unter fünf Euro Nettolohn. Die Daten sind dem Mikrozensus 2009 entnommen.

"Die Zahl der Kümmerexistenzen ist mehr als ich erwartet hatte", sagte Kritikos. Zu den Solo-Selbständigen mit sehr geringem Einkommen zählen beispielsweise kleine Ladenbesitzer, Kiosk- und Kneipenbetreiber oder Dienstleister. Allerdings warnt Kritikos davor, den Blick zu sehr auf die Schlechtverdiener zu konzentrieren.

"Die Gruppe der Selbständigen ist sehr heterogen", betont Kritikos. Es gebe eine große Spannbreite der Einkommen bis hin in den Spitzenbereich. Jene Selbständigen, deren Geschäft expandiert und die Mitarbeiter haben, verdienen demnach deutlich besser.

Ihr mittleres Einkommen liege um 22 Prozent über dem von Durchschnitt der abhängig Beschäftigten. Neun von zehn dieser Selbständigen verdienten besser als vergleichbare Angestellte. Zu diesen gut verdienenden Selbständigen zählten klassischerweise Handwerkermeister oder viele Angehörige der Freien Berufe.

Neben dem Einkommen spielten auch andere Faktoren eine Rolle für den Wunsch, sich selbständig zu machen. Dazu zählte der Wunsch, sein eigener Chef zu sein, mehr Unabhängigkeit, Selbstbestimmung und Flexibilität zu erhalten. "Es gibt keinen Grund, Solo-Selbständige grundsätzlich in ein schlechtes Licht zu rücken", sagte Kritiker. Insgesamt gibt es in Deutschland nach den jüngsten Daten 4,2 Millionen Selbständige, davon 2,3 Millionen Solo-Selbständige und 1,9 Millionen mit Angestellten.

Meldung der dts Nachrichtenagentur vom 10.02.2015

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