Studie: Zwangsehen vor allem in religiösen Familien

Die meisten Opfer von Zwangsehen in Deutschland stammen aus religiösen Migrantenfamilien.

Berlin (dts Nachrichtenagentur) - Dies geht aus einer Studie zu Zwangsverheiratungen hervor, die an diesem Mittwoch Bundesfamilienministerin Kristina Schröder und die Integrationsbeauftragte Maria Böhmer (beide CDU) vorstellen und die der "Süddeutschen Zeitung" (Mittwochausgabe) vorliegt. Demnach stammen fast zwei Drittel (59,4 Prozent) der erfassten Fälle aus stark religiös geprägten Familien. Knapp die Hälfte (44 Prozent) der Zwangsverheirateten oder davon Bedrohten sind deutsche Staatsbürger, rund 95 Prozent sind Frauen und Mädchen, fast 30 Prozent von ihnen Minderjährige.

Die fast 160 Seiten umfassende Studie war im Auftrag des Bundesfamilienministeriums entstanden und federführend von der Hamburger Lawaetz-Stiftung und der Frauenorganisation "Terre des Femmes" erstellt worden. Sie fußt auf Angaben aus bundesweit 830 Beratungseinrichtungen, die im Jahr 2008 etwa 3.400 Menschen betreut hatten, der Dokumentation von Einzelfällen sowie Informationen von Schulen und Migrantenorganisationen. Die Integrationsbeauftragte der Bundesregierung, Maria Böhmer (CDU), sagte der Zeitung, das Verbot von Zwangsheiraten sowie das jüngst eingeführte Rückkehrrecht von im Ausland verheirateten Partnern müsse unter Migranten noch besser bekanntgemacht werden.

"Wir brauchen mehr Beratungs- und Hilfsangebote, auch für Männer", sagte Böhmer. Pädagogen müssten besser auf solche Fälle reagieren können. "Zwangsheiraten müssen künftig bei der Aus- und Fortbildung von Lehrern eine größere Rolle spielen."

Zudem seien die Herkunftsländer gefragt, weil viele dieser Ehen im Ausland geschlossen würden.

Meldung der dts Nachrichtenagentur vom 08.11.2011

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